Dienstag, 9. April 2019

Was sich bestimmen soll, muss sich schon haben.



Das Ich bestimmt sich selbst. Das Wörtchen Selbst bezieht sich auf es. Es bestimmt sich, aber indem es sich bestimmt, hat es sich schon; das sich bestimmen soll, muss sich selbst haben, und was sich selbst hat, ist eine Intelligenz.
_________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 52



Nota. - Weniger 'selbst' bedarf der Erläuterung, als sich. Sobald 'es' sich bestimmt, muss es annehmen, es sei δυναμει schon 'da' gewesen, ehe es sich ενεϱγειαι als ein 'Selbst' gesetzt hat. Es ist die Grammatik, die vom Satz ein Subjekt verlangt, welches ein Objekt prädiziert. Der Akt, das Handeln selbst, füllt keinen Satz. Es kommt auch nicht zu- erst und Subjekt und Objekt ergäben sich aus ihm. Sondern sie müssen schon da sein, und aus ihrem Verhältnis ergibt sich erst die Handlung.

Es ist in der Grammatik eine - historisch-genetisch unumgängliche - dogmatische Vorstellungsweise verewigt, die die kritische Absicht der Transzendentalphilosophie von vorn herein immer wieder verbaut. Genauer gesagt: eine Vorstellungweise, in der die Nomina 'ontologisch' vor den Verbis kommen; wo die Begriffe die Bilder längst ru- higgestellt haben.

Die denk würdige Auflösung ist das Begriffsbild Intelligenz: ein Nomen, das nur als Tätiges gedacht werden kann. Es tritt in der Philosophie erst spät auf und ist dem gesunden Menschenverstand bis heute ein Rätsel.
JE





Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.
JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen