Montag, 22. April 2019

Das Mysterium des Anfangs.


Es ist das Mysterium des AnfangsDer Anfang lässt sich nicht diskursiv denken, nicht begreifen, nämlich nicht auf seine Bedingungen zurückführen, denn die wären 'vor' dem Anfang, was widersinnig ist. Der Anfang lässt sich nur anschauen, nämlich actu: indem ich ihn mache.
 

Vom Urknall und dem Anfang von Raum und Zeit ist ja hier nicht die Rede. Es geht um den Anfang des Vor- stellens, aus dem Vorstellen tritt die Wissenschaftslehre an keiner Stelle hinaus; sie darf gar nicht anders als im- manent argumentieren.


29. 7. 17 


Das Mysterium des Anfangs ist das Mysterium der Freiheit. Freiheit sei das Vermögen, absolut anzufangen, sagt Kant. Freiheit und Anfangen sind Wechselbegriffe, wer die eine leugnet, leugnet das andere. 

Im sinnlichen Bereich lässt sich der Anfang umstandslos leugnen - ganz einfach, weil er nichts erklärt, doch um Erklärungen geht es beim positiven Wissen: Die sinnliche Welt ist das Reich der Kausalität und eo ipso der De- termination. 

Der Urknall als Gegenstand der Naturlehre ist allerdings ein Paradox. Doch aufzulösen ist es nicht durch spe- kulative Philosophie, sondern durch die Naturlehre selbst. Ihr Zweck sind diskursive Sätze, ihre Mittel sind Begriffe. Sie wird ihre Begriffe hinreichend sophistizieren müssen. Vorstellen kann man sich ihre Sätze schon lange nicht mehr. 

Eine übersinnliche Welt lässt sich dagegen ohne Anfang gar nicht erst denken. Übersinnlich sind im Unterschied zu den Dingen deren Bestimmungen. Wären sie nicht irgendwann unvermittelt - 'von außen' - zu den Dingen hinzu gekommen, wären sie deren Bestandteil und ließen sich nicht von ihnen unterscheiden. 

Schlaumeier mögen sagen: Sie waren schon immer in oder an den Dingen - es hat sie nur niemand erkannt. Ja, dann muss wohl einmal einer mit dem Erkennen angefangen haben. Wie das? Indem er mit den Dingen etwas an- fangen wollte... Die Bestimmung, die er an dem Ding vorgefunden hat, ist Etwas: im Positiven oder Negativen die Absicht, in der er anfangen wollte. Er hat sie also nicht am Ding vor-, sondern in das Ding hinein gefunden. Was in ihm 'an sich' war, mag es in Ewigkeit bleiben und wird es nie zu Etwas bringen.


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