Proprium humanum.
Die Besonderheit des Menschen ist es nicht, dass für ihn die Dinge neben ihrem Dasein in Raum und Zeit auch noch eine Bedeutung haben – das haben sie für die Tiere auch. Sondern dass er beides unterscheiden kann – und so die Bedeutung jenseits von Raum und Zeit und übersinnlich erscheint.
•Januar 12, 2009
Bedeutung ist dasjenige ‘an’ den Dingen…
…was zum Bestimmungsgrund für mein Handeln werden könnte; mich veranlassen kann, mein Leben so oder anders zu führen.
Die Bedeutung eines Dinges feststellen heißt urteilen. "Der Mensch muss urteilen" und "der Mensch muss han- deln" bedeutet dasselbe. Handeln heißt nicht bloß 'etwas tun' (das tut das Tier auch), sondern: einen Grund dafür haben.
Geist und Bedeutung.
Der Schlüssel zum Verständnis dessen, was wir unsern Geist, Vernunft oder Wissen nennen, ist Jacob von Uexkülls Begriff der Bedeutung.
Bedeutung ist das, was einen Organismus veranlassen kann, sich so oder anders zu verhalten.
Daher ist Bedeutung keine spezifisch menschliche Dimension. Die Umwelten der Tiere haben für sie Bedeutung, wenn sie es auch nicht wissen.
Das gilt für alles Organische. Auch die Pflanze lebt in ihrer Umwelt und ‘merkt’; Licht hat für sie Bedeutung, Wärme hat für sie Bedeutung, Wasser, Wind…
Und selbst im anorganischen Bereich interagiert ein jeder Körper mit seinem Feld.
Das spezifisch Menschliche ist erst, dass die Bedeutung nicht nur da ist, sondern vorgestellt wird.
Die andere menschliche Besonderheit ist, dass in unserm Dasein Bedeutungen vorkommen, die keinen Bezug zu unseren Reproduktionsfunktionen haben; die gewissermaßen frei schweben.
Es liegt nahe, nach einem genetischen Zusammenhang beider Spezifizitäten zu fragen. Und es liegt näher, das freie Schweben von Bedeutungen – ihrer Herauslösung aus ihrer organischen Bezüglichkeit – als die Bedingung ihrer Vorstellbarkeit anzunehmen, als umgekehrt. Es würde mehr erklären.
Es liegt nahe, nach einem genetischen Zusammenhang beider Spezifizitäten zu fragen. Und es liegt näher, das freie Schweben von Bedeutungen – ihrer Herauslösung aus ihrer organischen Bezüglichkeit – als die Bedingung ihrer Vorstellbarkeit anzunehmen, als umgekehrt. Es würde mehr erklären.
•Mai 29, 2009
Auch das Tier lebt nicht in einer Welt, die ‘der Fall ist’…
… sondern in Bedeutungen. Evolution ist Auslese und Anpassung. Im Laufe ihrer Geschichte hat jede Spezies ihre ökologische Nische gefunden und hat sie zu ihrer Umwelt eingerichtet. Jede tierische Umwelt bildet nach Jakob von Uexküll,
dem Begründer des biologischen Umwelt-Begriffs,“eine in sich
geschlossene Einheit, die in all ihren Teilen durch die Bedeutung für
das Subjekt beherrscht wird. Alles und jedes, das in den Bann einer
Umwelt gerät, wird umgestimmt und umgeformt, bis es zu einem brauchbaren
Bedeutungsträger geworden ist – oder es wird völlig vernachlässigt.
aus Die Wendeltreppe, oder Philosophische Propädeutik.
aus Die Wendeltreppe, oder Philosophische Propädeutik.
Bedeutung und freies Urteilen.
'Auch das Tier lebt in Bedeutungen', hieß es in einem meiner Texte.
"...weil es mir der Hauptthese zu widersprechen scheint, derzufolge das Proprium Humanum doch die Doppe- lung von Erscheinungsstrom und Bedeutung ist, also die Bedeutungsstiftung als genuin Menschliches anzusehen ist", schrieb dazu ein eiliger Reviewer. Nicht beachtet hat er die kleine, aber spezifische Differenz: nur weiß es nichts davon. Weil die Menschen von den Bedeutungen der Dinge wissen, haben sie die Möglichkeit der Wahl. Jene haben sie nicht. Die Dinge haben Bedeutung für sie als Exemplare ihrer Gattung, aber nicht für sie als Subjekte. Sie müssen und können nicht urteilen.*
Freiheit sei Einsicht in die Notwendigkeit, sagte ein Knecht.
Wissen ist die Einsicht in die Möglichkeit von Freiheit.
19. 12. 13
*) urteilen = eine Erscheinung einer Bedeutung zuordnen; 'X gilt als A'.
Bedeutung gilt.
Es wurde beanstandet, dass ich Geltung und Bedeutung logisch nicht genügend auseinanderhielte.
Das ist aber auch richtig so. Denn nur Bedeutung gilt. Alles, was sonst vorkommt, ist. Und Bedeutung gilt immer nur als Urteilsgrund für eine mögliche Handlung. Geltung ist eine praktische Kategorie.
26. 11. 13
Nachtrag zu gestern: Für das Tier ist diese Unterscheidung sinnlos. Was die Dinge ihm in seiner Umweltnische bedeuten, gehört zu deren Sein. Es kann davon nicht absehen.
Korollar:
Merkmale der Dinge.
Winslow Homer, Boy fishing
Es sind die Absichten der Menschen, an denen die Dinge Merkmale bekunden.
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Merke: Ein Merkmal ist ein Mal, das merkbar ist.
3. 9. 13
Erst durch ihre Merkmale ähneln oder unterscheiden sich Dinge. Besser gesagt - 'sich' unterscheiden die Dinge überhaupt nicht. Nur wer etwas mit ihnen vorhat, unterscheidet sie, denn nur dann merkt er was.
Geltung in und außer der Zeit.
Geltung ist ein logischer Sachverhalt und liegt als solcher außerhalb von Raum und Zeit. Doch ob sie hier und jetzt gilt, nämlich das praktische Verhalten von Menschen zu einander reguliert, ist offenbar eine historisch-faktische Frage.
Sachverhalt ist eine schiefe Metapher, und ich wüsste nicht, wie ich sie übersetzen sollte. Sachen verhalten sich nicht, allenfalls hat sie jemand zu einander in ein Verhältnis gesetzt. Diese Doppeldeutigkeit ist die der Geltung selbst. 'Als solche' ist sie sachlicher Natur, aber als solche 'gibt es' sie gar nicht. Wenn es 'sie gibt', dann stets nur im Verhältnis zu einem unsachlichen Subjekt.
Wo die Vorstellung von einem realen Absoluten herstammt.
Wahrheit ist kein Begriff, sondern eine Idee, indem sie sich durch keine Bestimmung erschöpfen lässt. Aber nicht so, dass man noch eine und stets noch eine Bestimmung hinzufügen könnte, ohne je zu Ende zu kommen; sondern so, dass man mit dem Bestimmen gar nicht erst anfangen kann.
Dies wäre eine Worterklärung: Wahrheit ist eine Geltung, die durch nichts bedingt ist.
Geltung ist das, was mich bestimmen kann, so oder anders zu handeln; das, was auf mein Wollen wirkt.
Ohne Bedingung heißt aber - auch ohne diese: dass sie auf mein (oder irgendein) Wollen wirkt.
Das ist paradox.
Da aber unser Denken selber ein Handeln ist, kann es vom Wollen schlechterdings nicht abstrahieren, und so schiebt es unbemerkt einen unbedingten Willen nach, der die unbedingte Geltung bedingt. Das ist nicht minder paradox, kommt uns aber aus unserer animistischen Vorgeschichte her bekannt vor.
Es gibt nur zwei mögliche Vorstellungen von der Wahrheit: entweder das Intelligent Design, oder die praktische Fiktion. Welche man wählt, hängt davon ab, was man für ein Mensch ist.
"Stoff und Form" und "Sein und Gelten"...
Die alte
"Dialektik von Stoff und Form" findet ihre Lösung in der modernen
Schein-Dialektik von 'Sein' und 'Gelten'. Die systematische
Unterscheidung von beiden ist durch Lotze eingeführt
worden; bei dem jedoch die Dreigliederung: Sein - Geschehen - Geltung.
"In Wirklichkeit" "besteht" die Wirklichkeit "aus"... Geschehen, sonst
nichts. Oder richtiger, da 'Wirklichkeit' immer nur eine Prädikation,
terminus ad quem, nicht a quo ist, ist real immer nur "Erleben";
"Geschehen" ist schon eine durch Reflexion 'gesetzte' Objektivation, die
dann nochmal in zwei Pole auseinandergezogen wird: das, was ist, und
das, was es bedeutet. 'Wirklich' sind aber die 'Tatsachen' und deren
'Sinn' im Erleben immer schon ein und dasselbe: 'Es gibt' keine
Tatsache, die ganz und gar nichts zu bedeuten hätte: Allenfalls wird
der Mangel erlebt, daß die Bedeutung fraglich ist. Daß
andererseits Bedeutung immer nur einem - actualiter oder virtualiter -
Faktischen zukommt, ist zu banal, um es öffentlich auszusprechen. [Faktisch von facere, n'est-ce pas.]
Nicht anders die Begriffspaarung Stoff und Form, die nichts anderes aussagen soll als die beiden 'Seiten', Hin-Sichten, von denen aus auf den Gegenstand 'geblickt', also reflektiert werden kann - nachdem man zuvor bereits auf das Gegenständliche am Gegenstand reflektiert hatte (i.e. dessen "Tauglichkeit für menschliche Zwecke"). Denn 'zuerst' war 'das Zeug' der Dinge 'zuhanden' und 'erst dann' die Dinglichkeit 'da'! Kein Wunder also, dass die ersten Philosophen (Elea bis Plato) dazu neigten, die Stofflichkeit der Dinge für Nichts zu halten, und bei dem systematischen Reflexionsphilosophen Aristoteles der Stoff überhaupt nur als Möglichkeit zur Form in den Blick kommt; capacitas formarum bei Eckhart, hypokeimenon eidoôn bei Plotin, "Bestimmbarkeit" bei JGF.
Dazu: E. von Bracken, "Mr Eckhart und Fichte", S. 12ff.
Nicht anders die Begriffspaarung Stoff und Form, die nichts anderes aussagen soll als die beiden 'Seiten', Hin-Sichten, von denen aus auf den Gegenstand 'geblickt', also reflektiert werden kann - nachdem man zuvor bereits auf das Gegenständliche am Gegenstand reflektiert hatte (i.e. dessen "Tauglichkeit für menschliche Zwecke"). Denn 'zuerst' war 'das Zeug' der Dinge 'zuhanden' und 'erst dann' die Dinglichkeit 'da'! Kein Wunder also, dass die ersten Philosophen (Elea bis Plato) dazu neigten, die Stofflichkeit der Dinge für Nichts zu halten, und bei dem systematischen Reflexionsphilosophen Aristoteles der Stoff überhaupt nur als Möglichkeit zur Form in den Blick kommt; capacitas formarum bei Eckhart, hypokeimenon eidoôn bei Plotin, "Bestimmbarkeit" bei JGF.
Dazu: E. von Bracken, "Mr Eckhart und Fichte", S. 12ff.
Aristoteles: "Alles, was wird, wird aus einem solchen, das nur beziehungsweise ist und beziehungsweise nicht ist." Physik I/8
aus e. Notizbuch, 21. 9. 94
Unbedingt; oder sein und gelten (II).
Nur, was ist, kann unbedingt sein. Das Universum, aufgefasst als Gesamtheit alles dessen, was ist – als Raum-Zeit– bzw. Energie-Masse-Kontinuum –, ist unbedingt. Denn es ist nichts neben, d. h. außer ihm, das es bedingen könnte. Das Universum ist unbedingt und ergo kontingent.*
Das Reich der Logik ist das Reich der Geltungen. Eines gilt nur für (mindestens) eines – ein anderes. Geltung ist ein Verhältnis. Ein Verhältnis ist nicht unbedingt, sondern bedingt durch zwei, die im Verhältnis stehen. Was ist, kann nicht für etwas sein. Es kann für ein anderes nur 'als seiend gelten'. Ein Verhältnis, das unbedingt ist, ist kein Verhältnis, sondern selber ein Seiendes. Ein Seiendes, das ohne das Sein eines anderen nicht ist, ist nicht: Lediglich das Zusammen-Sein beider ist. Ein reeller Wirkungszusammenhang ist.
Wo sollten Husserls noemai als elementare, irreduzible un-bedingte Geltungseinheiten 'sein'? In Raum und Zeit? Dort wären sie entweder notwendig oder kontingent. Sind sie notwendig, so sind sie bedingt durch das, was sie notwendig macht; nicht elementar, nicht irreduzibel. Sind sie an-sich, können sie nur kontingent sein. Aber dann treten sie nicht in ein Verhältnis. Sie können nur an-sich gelten, aber nicht für eines. Sind sie außerhalb von Raum und Zeit, so ist nicht zu verstehen, wie sie innerhalb von Raum und Zeit für eines werden können. Sie sind nicht von dieser Welt, und damit gut.
Sein und Gelten sind ihrerseits Geltungen. Sie 'sind' – gelten als seiend – nur für eines. Alles, was gilt, gilt be-dingt.
*) Es ist historisch-bedingt durch den Urknall. Aber der ist seinerseits un-bedingt, sonst wäre er nicht Ur-Knall.
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•Juni 26, 2010
Am Gelten sind Form und Qualität ununterscheidbar.
Die Vorstellung von einem Denkzwang, gar von Denkgesetzen ist die ärgste Kopfnuss der Transzendentalphi- losophie: Also doch etwas, das elementarer wäre als die freie Tätigkeit des Ich?
Ein jedes Objekt hat eine Form: dass es ist; und es hat eine Qualität: was es ist. Das Objekt ist, wie es ist. Dass es ist macht aus den Widerstand, den es meiner möglichen Tätigkeit entgegensetzt. Welchen Widerstand es leistet, hängt von der Art meiner Tätigkeit ab; auf Seiten des Objekts ist nur dass. Das Dass ist ein Abstraktum, es betrifft Jedes, das Was ist konkret, es betrifft nur Eines.
Die Gegebenheitsweise des Dinges ist Sein: dass es einer Tätigkeit widersteht. Die Gegebenheitsweise seiner Bedeutung (seiner Qualität) ist Gelten: Es gilt als... was? Das Was ist gesetzt durch die konkrete Tätigkeit, der es widersteht: dass es dieser Tätigkeit widersteht. Ich tue nie überhaupt, sondern tue immer dieses. Und dieses ist bestimmt durch den Zweck, den ich verfolge. Der macht das quale aus, und das liegt ganz bei mir. Quale ist das, als was das Ding gilt - mir bei dieser Tätigkeit.
Es ist daher nicht zu unterscheiden zwischen gelten-überhaupt und gelten-als-dieses. Wirklich ist Gelten nur konkret. Gelten-überhaupt ist ein Abstraktionsprodukt des reflektierenden Verstandes, das den wirklichen Vor- stellungen als bloße Hülle nachträglich übergestreift wird. Es ist nicht selber Denken, sondern Denken des Den- kens. (Von realer und idealer Tätigkeit spricht Fichte.)
Denken ist das Zuschreiben von Geltungen. Wo Sein gedacht wird, gilt es als Sein. Es kann die Form nicht mit der Qualität in Widerspruch geraten, weil sie nicht unterschieden sind.
Wenn b aus a folgt und c folgt aus b, dann folgt c aus a. Man kann nicht anders denken. Es ist so, es lässt sich daran nichts erklären. Aber es lässt sich explizitieren. Der Denkzwang geschieht durch die Vorstellung des Fol- gens. Wenn ich sie so gebrauche - wenn sie so gilt -, muss ich sie beim nächstenmal ebenso gebrauchen, oder es gälte eine andere. Sie ist keine formale Bestimmung. Sie ist das Bild einer bestimmten Handlung: vom Tun eines Machers. Sie liegt der Vorstellung von logischer Notwendigkeit ebenso zugrunde wie der Vorstellung von Ursa- che und Wirkung, und die metaphysische Gleichsetzung der beiden hatte einen genetischen Grund.
Corollaria
Sein kann ich substantivieren, weil es tot ist. Es ist Objektität (unbestimmtes Dass) - unter der Bedingung einer Subjektität: der bestimmenden Tätigkeit eines Andern. In dem ist die Tätigkeit substantiviert. Das Wirkliche ist die Tätigkeit in ihrem zeitlichen Verlauf; die Substantiva sind Zutaten der Reflexion.
Zu einer Geltung kommt, worin sich der Zweck einer Tätigkeit vergegenständlicht. Zweck der Tätigkeit und Geltung des Gegenstands sind dasselbe; nämlich entgegengesetzte Substantivierungen eines Tuns - eigentlich müsste ich schreiben: eines tuns -, das in seinem Verlauf eines ist; außerhalb der Zeit als Begriff sistiert, was wirk- lich nur in der Zeit geschieht.
Das Qualifizierende ist die Tätigkeit, indem sie diesem - und nicht irgendeinen - Zweck gilt. Indem ich dem Gegenstand die Form meines Zwecks ein-bilde, bestimme ich ihn zu Diesem. Es gilt heißt daher: Ich bestimme.
Welche tiefe semantische Fallgrube des Hilfsverb sein ist, wenn es zu dem Nomen das Sein substantiviert wird, hat sich herumgesprochen. Eine noch tiefere Fallgrube ist aber das Verbum tun, das, sobald es im Satz objekti- viert werden soll, unweigerlich die nominale Form das Tun und die Tätigkeit annimmt, die glauben macht, es kön- ne ein Tun geben, ohne dass ich tue. Ich will sagen: mein tun. Doch schreiben muss ich: mein Tun. Ich denke es sogar, obwohl ich es nicht meine.
Das Quale des Tuns ist der Zweck, dem es gilt; und daher das meines Gegenstands.
Das muss alles erst noch durchgären, aber ich glaube, ich bin dem Denkzwang dicht auf den Fersen. Die Mysti- fikation geschieht durch die Vorliebe der Sprache für die Nominis, oder richtiger: ihre Aversion gegen tun.
In den ersten Klassen sagten wir noch Tuwort. Später hieß es Tätigkeitswort.
Fragen Sie bitte nicht nach dem Bezug des obigen Fotos zum Text. Es gibt keinen.
Fragen Sie bitte nicht nach dem Bezug des obigen Fotos zum Text. Es gibt keinen.
Zuschreiben heißt geltend machen.
Einer Sache etwas zuschreiben heißt, sie als dieses geltend machen.
Dass wir ein Ding nur wahrnehmen können, wenn wir ihm eine Geltung zuschreiben, liegt daran, dass es, so wahr es Ding ist, allem, was ich immer mit ihm anfangen mag, einen Widerstand entgegensetzen wird: mal diesen, mal jenen. Ich kann aber nur dieses oder jenes mit ihm anfangen, und so wird er mir diesen oder jenen Widerstand entgegensetzen. Und nur dieses oder jenes kann ich ihm zuschreiben.
Ich werde allerlei mit ihm anfangen und ihm daher allerlei zuschreiben können. Das mag ich nachträglich ver- allgemeinern und zu Tätigkeit-überhaupt und Ding-überhaupt abstrahieren. Die Falle ist die: An sich wäre ein Ding nicht, wenn ich ihm alle erdenklichen Geltungen zugeschrieben habe, sondern nur dann, wenn ich ihm keine zuschreiben kann. Doch dann kann ich ein Ding an ihm nicht wahrnehmen.
Etwas sein heißt Gegenstand einer Handlung sein; zumindest einer.
Sein heißt etwas sein; zumindest dies eine.
Ideal ist eine Tätigkeit, die Geltung zuschreibt.
Zurbarán
Sein ist dasjenige an der Tätigkeit, was dem Objekt angehört. Gelten ist Tätigkeit ohne das Objekt; es ist real aber nur an dem Objekt; so wie die Tätigkeit selbst. Unabhängig vom Objekt kann es nur vorgestellt werden - als meinen. Geltung ist Gemeintheit.
Reale Tätigkeit heißt bei Fichte Tätigkeit in Verbindung - er sagt Synthese - mit dem Objekt. Die ohne Gegen- stand vorgestellte Tätigkeit nennt er eine ideale; mit einem andern Wort: gelten. Sie kann, da sie ohne Objekt vorgestellt wird, außerhalb von Raum und Zeit gedacht werden. Dann heißt sie Begriff.
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