Donnerstag, 16. Februar 2017

Vorstellen ist einbilden und reflektieren in Einem.



Vorstellen ist einbilden und reflektieren (reale und ideale Tätigkeit bei Fichte), und zwar beides durch einander: Einbilden ohne Reflexion bleibt blind, doch reflektieren ohne vorherige Positio ist nicht bloß leer, sondern gar nicht möglich.

Das ist so eine Stelle, wo die transzendentale Auffassung nichts anderes besagt als der unmittelbare Augen- schein. Wer sieht, ohne hinzusehen, nimmt nichts wahr; das gilt von der ästhetischen Bildbetrachtung bis hin zum naturwissenschaftlichen Labor.

Die transzendentale Betrachtung hat gar keinen anderen Zweck, als ins tatsächlich vor Augen liegende einen Sinn hineinzufinden. 






Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Montag, 13. Februar 2017

Die Selbstverständlichkeit der Vernunft ist ihr wunder Punkt.



Dass die Transzendentalphilosophie mit den Tatsachen gar nichts zu tun hätte, ist eine akademische Legende. Sie bildet sie zwar nicht ab wie die realen Wissenschaften, so dass sie in ihr als Gegenstand vorkämen; aber sie will sie darstellen in ihren Sinnbezügen.

Der Elemtenarfakt, von dem die Wissenschaftslehre ausgeht, ist, "dass es Vernunft gibt". Nämlich im herr- schenden Bewusstsein ihrer Zeit, in der bürgerlichen Welt. "Vernunftzeitalter" ließ sich die Epoche nennen, die der Kunsthistoriker als Rokoko kennt.

Dann ist es still geworden um die Vernunft. Zum Thema ist sie allerdings selbst in dem Zeitalter nicht gewor- den, das sich nach ihr nennen ließ; vielmehr blieb sie überall schweigende, weil selbstverständliche Vorausset- zung - bis Kant die transzendentale Denkweise in die Welt gebracht hat. Was die Vernunft sei, worin sie beste- he, woher sie komme, hat auch er nicht gefragt. Er hat sie genommen, wie er sie gefunden hat, und nach im- manenten Gesichtspunkten untersucht.

Allein Fichte ist den entscheidenden Schritt gegangen: zu fragen, was sie ist. Die Wissenschaftslehre ist das allgemeine Modell der Vernunft: so, wie er sie vorfand.

Woher sie kommt, hat auch er nicht direkt zu fragen gewagt. Er schwankte zwischen zwei Annahmen, die einander ausschließen: dass sie entweder 'sich selber mache' und recht eigentlich nur in diesem ewigen sich-   selber-Machen bestünde, oder dass sie latent schon immer da (wo?) gewesen sei und von den lebendigen Intelligenzen nur noch aufgefunden werden müsse.


An dieser Frage ist er gescheitert, der Atheismusstreit hat es lediglich an den Tag gebracht, aber nicht verur- sacht. Er hat sich mit einem hiatus irrationalis in die dogmatische Lösung geworfen, und damit war das Problem nicht gelöst, aber entsorgt. Hegel konnte die Vernunft zur Substanz machen und so tun, als habe er die Not- wendigkeit, die Substanz "auch als Subjekt zu fassen", selber entdeckt.

Tatsache ist, dass nach ihm die Vernunft ganz still aus dem philosophischen Vokabular ausgeschieden wurde.

Nicht aber aus dem gesunden Menschenverstand, ganz im Gegenteil. Noch zu Hegels Zeiten musste nicht jeder Hinterwäldler sich zur Vernunft verpflichtet wissen und durfte seinem Köhlerglauben huldigen. Das macht den westlichen Menschen in seinem Selbstverständnis gegenüber allen Andern aus: dass er sich und alle seinesgleichen der Vernunft verpflichtet fühlt. Das ist die Grundlage der abendländischen Kulur. 

Und auch der schrillste postmoderne Konstruktivist verlangt von sich und und den andern im alltäglichen Umgang ganz entschieden Vernunft in Denken und Handeln und wird schonmal einen Gedanken als ganz unvernünftig rügen, und wenn er sich auch im wissenschaftlichen Verkehr vor diesem Wort hütet wie der Teufel vorm Weihwasser, wird er gerade dort auf seine Vernunft den größten Wert legen. Nur weil sie zur selbstverständlichen Prämisse des Alltags geworden ist, konnte die Vernunft aus der Philosophie schwinden.

Aber das ist auch ihre Schwäche. Denn was nur selbstverständlich ist, ohne ausgesprochen zu werden, kann von neuen, aber ebenso unausgesprochenen Prämissen durchsickert und unterwandert werden, das geschieht alle zwanzig, dreißig Jahre immer mal wieder. Dann ist die Vernunft wort- und namenlos. Aber das ist die Stunde der Kritischen alias Transzendentalphilosophie.

Denn wennauch Vernunft kein objektiv Gegebenes ist, so besteht Vernünftigkeit eben darin, sie als solche auf- zufassen. Wer - sei's wegen der Transzendentalphilosophie, sei's wegen des Konstruktivismus - meint, jeder mache sich seine Vernunft selber, kann nicht vernünftig denken und schon gar nicht handeln. Vernunft "gibt es" nur im Tun: in einem Tun, das zu einem gemeinsamen wird, weil und indem alle Handelnden davon aus- gehen, dass ein oberster Zweck ihnen allen vorausgesetzt ist. Welcher das ist, wird sich unter dieser Voraussetzung von selbst herausstellen - immer wieder.




Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Die Selbstverständlichkeit der Vernunft ist ihr wunder Punkt.



Dass die Transzendentalphilosophie mit den Tatsachen gar nichts zu tun hätte, ist eine akademische Legende. Sie bildet sie zwar nicht ab wie die realen Wissenschaften, so dass sie in ihr als Gegenstand vorkämen; aber sie will sie darstellen in ihren Sinnbezügen.

Der Elemtenarfakt, von dem die Wissenschaftslehre ausgeht, ist, "dass es Vernunft gibt". Nämlich im herr- schenden Bewusstsein ihrer Zeit, in der bürgerlichen Welt. "Vernunftzeitalter" ließ sich die Epoche nennen, die der Kunsthistoriker als Rokoko kennt.

Dann ist es still geworden um die Vernunft. Zum Thema ist sie allerdings selbst in dem Zeitalter nicht gewor- den, das sich nach ihr nennen ließ; vielmehr blieb sie überall schweigende, weil selbstverständliche Vorausset- zung - bis Kant die transzendentale Denkweise in die Welt gebracht hat. Was die Vernunft sei, worin sie beste- he, woher sie komme, hat auch er nicht gefragt. Er hat sie genommen, wie er sie gefunden hat, und nach im- manenten Gesichtspunkten untersucht.

Allein Fichte ist den entscheidenden Schritt gegangen: zu fragen, was sie ist. Die Wissenschaftslehre ist das allgemeine Modell der Vernunft: so, wie er sie vorfand.

Woher sie kommt, hat auch er nicht direkt zu fragen gewagt. Er schwankte zwischen zwei Annahmen, die einander ausschließen: dass sie entweder 'sich selber mache' und recht eigentlich nur in diesem ewigen sich-   selber-Machen bestünde, oder dass sie latent schon immer da (wo?) gewesen sei und von den lebendigen Intelligenzen nur noch aufgefunden werden müsse.


An dieser Frage ist er gescheitert, der Atheismusstreit hat es lediglich an den Tag gebracht, aber nicht verur- sacht. Er hat sich mit einem hiatus irrationalis in die dogmatische Lösung geworfen, und damit war das Problem nicht gelöst, aber entsorgt. Hegel konnte die Vernunft zur Substanz machen und so tun, als habe er die Not- wendigkeit, die Substanz "auch als Subjekt zu fassen", selber entdeckt.

Tatsache ist, dass nach ihm die Vernunft ganz still aus dem philosophischen Vokabular ausgeschieden wurde.

Nicht aber aus dem gesunden Menschenverstand, ganz im Gegenteil. Noch zu Hegels Zeiten musste nicht jeder Hinterwäldler sich zur Vernunft verpflichtet wissen und durfte seinem Köhlerglauben huldigen. Das macht den westlichen Menschen in seinem Selbstverständnis gegenüber allen Andern aus: dass er sich und alle seinesgleichen der Vernunft verpflichtet fühlt. Das ist die Grundlage der abendländischen Kulur. 

Und auch der schrillste postmoderne Konstruktivist verlangt von sich und und den andern im alltäglichen Umgang ganz entschieden Vernunft in Denken und Handeln und wird schonmal einen Gedanken als ganz unvernünftig rügen, und wenn er sich auch im wissenschaftlichen Verkehr vor diesem Wort hütet wie der Teufel vorm Weihwasser, wird er gerade dort auf seine Vernunft den größten Wert legen. Nur weil sie zur selbstverständlichen Prämisse des Alltags geworden ist, konnte die Vernunft aus der Philosophie schwinden.

Aber das ist auch ihre Schwäche. Denn was nur selbstverständlich ist, ohne ausgesprochen zu werden, kann von neuen, aber ebenso unausgesprochenen Prämissen durchsickert und unterwandert werden, das geschieht alle zwanzig, dreißig Jahre immer mal wieder. Dann ist die Vernunft wort- und namenlos. Aber das ist die Stunde der Kritischen alias Transzendentalphilosophie.

Denn wennauch Vernunft kein objektiv Gegebenes ist, so besteht Vernünftigkeit eben darin, sie als solche auf- zufassen. Wer - sei's wegen der Transzendentalphilosophie, sei's wegen des Konstruktivismus - meint, jeder mache sich seine Vernunft selber, kann nicht vernünftig denken und schon gar nicht handeln. Vernunft "gibt es" nur im Tun: in einem Tun, das zu einem gemeinsamen wird, weil und indem alle Handelnden davon aus- gehen, dass ein oberster Zweck ihnen allen vorausgesetzt ist. Welcher das ist, wird sich unter dieser Voraussetzung von selbst herausstellen - immer wieder.





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.