Uwe-Jens Kahl_pixelio.de
Ein Symbol ist ein 'digit': ein
Zeichen für einen 'content', dessen sachliche Gestalt in keinerlei
Verhältnis zu dessen sinnlicher Erscheinungsform zu stehen braucht. Ein
Wort ist so ein Symbol, oder ein X oder ein U oder eine Zahl. (Dass das
digitale Denken mit dem Zählen begonnen hätte, bestreite ich. Die ersten
'Zahlen' waren Ordnungszahlen: erst eins, danach ein zweites, usw.; sie
bezeichnen eine Folge in der Zeit - und die wird analog 'angeschaut':
im Bild der Bewegung).
Das wirkliche Denken geschieht
überhaupt nicht digital. Das wirkliche Denken geschieht nicht diskursiv.
Das wirkliche Denken geschieht in einer Kaskade von unfassbaren
Bildern. Erst in der Reflexion, die das Denken des Denkens ist, werden
die Bilder 'begriffen': fest-gestellt und ein-gegrenzt (de-finiert). Das
diskursive Denken ist die Form der Reflexion. Aber die Reflexion ist
sekundär, sie bezieht sich auf ('metà') das anschauliche Den- ken
als ihren Stoff. Allerdings kann erst sie das anschauliche Denken nach
richtig oder falsch unterscheiden. Mit andern Worten, ohne sie ist es zu
nichts zu gebrauchen.
aus e. online-Forum, im Juni 2010
Das Ideal des Denkens ist seit Galileo die Mathematik. Descartes, Newton, Leibniz - all die Väter der neuzeit- lichen Wissenschaften kamen darin überein: Die ideale Sprache ist eine aus bloßen Zeichen und ohne bildhafte Rudimente; eben das digitalisierte Weltsystem.
Auf ihren Begriff, richtiger: auf ihre Begriffslosigkeit gebracht ist die Digitalisierung
im Algorithmus. Der rechnet nicht mehr, sondern sieht lediglich die Datenkolonne durch und unterscheidet l und 0. Alles Was, durch das die Zahlen sich immerhin noch unterscheiden, ist restlos verschwunden. Es bleibt nichts Anschauliches mehr: kei- ne Qualitas. Es bleibt nur die technische Anwendbarkeit.
So sieht es aus, wenn ich die Maschine betrachte, wie sie 'selber' tätig ist. Das würde sie nicht ohne den Kon- strukteur, der ihr die Fähigkeit dazu eingebaut hat. Der ist es auch, der die Erzeugnisse ihrer Tätigkeit hinterher bewertet, und zwar anschaulich. Qualitas und Anschauung stehen sowohl am Anfang als am Ende des Prozesses, und insofern ist alles wie gehabt. Nur ist es der Prozess selbst, der das gesellschaftliche Bewusstsein beherrscht, und da sieht es dann ganz anders aus.
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