Samstag, 24. November 2018

Sich taub stellen.

Dürer

331 Lieber taub, als betäubt. — Ehemals wollte man sich einen Ruf machen: das genügt jetzt nicht mehr, da der Markt zu gross geworden ist, — es muss ein Geschrei sein. Die Folge ist, dass auch gute Kehlen sich überschrei- en, und die besten Waaren von heiseren Stimmen ausgeboten werden; ohne Marktschreierei und Heiserkeit giebt es jetzt kein Genie mehr. — Das ist nun freilich ein böses Zeitalter für den Denker: er muss lernen, zwis- chen zwei Lärmen noch seine Stille zu finden, und sich so lange taub stellen, bis er es ist. So lange er diess noch nicht gelernt hat, ist er freilich in Gefahr, vor Ungeduld und Kopfschmerzen zu Grunde zu gehen.
_______________________________________
Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft. 4. Buch 1882


Nota I. - Dies als Erläuterung, weshalb auf diesem Blog die Gegenwartsphilosophien überhaupt nicht erwähnt werden.
29. Juli 2014

Nota II. - Letzteres hat sich inzwischen geändert; aber, dem Anlass entsprechend, nur ein bisschen.
JE




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen