Mittwoch, 8. August 2018

Was nützt dem Hasenfuß ein Hammer?


5. Bereits im Vorwort an Richard Wagner wird die Kunst – und nicht die Moral – als die eigentlich metaphysische Tätigkeit des Menschen hingestellt; im Buche selbst kehrt der anzügliche Satz mehrfach wieder, daß nur als ästhetisches Phänomen das Dasein der Welt gerechtfertigt ist. In der Tat, das ganze Buch kennt nur einen Künstler-Sinn und -Hintersinn hinter allem Geschehen, – einen »Gott«, wenn man will, aber gewiß nur einen gänzlich unbedenklichen und unmoralischen Künstler-Gott, der im Bauen wie im Zerstören, im Guten wie im Schlimmen, seiner gleichen Lust und Selbstherrlichkeit innewerden will, der sich, Welten schaffend, von der Not der Fülle und Überfülle, vom Leiden der in ihm gedrängten Gegensätze löst.
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Nietzsche, "Versuch einer Selbstkritik" [1886] in: 
Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 17


Nota. - Das ist eine als Moral aufgestellte Ästhetik.* Wie konnte er davon wieder abkommen? Und das ist er. Denn eine Ästhetik, die in den Dienst von irgendwas - das Leben, das Gute und Schöne oder das größte Glück der größten Zahl - gestellt wird, hört auf, eine zu sein. Sie wird Belehrung und Erbauung, oder Agitation und Propaganda: Kitsch in jedem Fall.


*) Die gilt natürlich erst, nachdem die Philosophie ihr kritisches Geschäft erledigt hat.
JE


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