Mittwoch, 29. August 2018

Von der Skepsis.

vingtenaires 

Auch die Sätze Nix gilt und Wahrheit gibt es nicht erheben Anspruch auf Geltung und Wahrheit.

Ein Zeuge Jehovas sagte mir, als ich mich als Atheisten zu erkennen gab, dann glauben Sie ja auch an was. Ich fragte: An was denn? Er sagte: Nichts. Auf meinen Einwand, Nichts sei nicht Etwas, blieb er die Antwort schuldig.

Dabei hatte er Recht. Ich glaube an die Wirklichkeit der Welt. Ich muss es wohl glauben, weil ich anders mein Leben nicht einen Tag führen könnte. Wenn er mir entgegnete, ohne den Glauben an Gott könne auch er sein Leben nicht einen Tag führen, würde ich ihm nicht widersprechen. Ich aber kann es.

12. 7. 15


Nachtrag.  Sobald er das Katheder verlässt, glaube auch der idealistische Philosoph an die Wirklichkeit der Welt, sagte Fichte, der es wissen musste. Er glaubt im seinem geschäftigen Alltag, und da darf er nicht bloß, da muss er. Würde er da alles begründet haben wollen, käme er vor lauter Fragen nicht zum Handeln, aber handeln muss er im Alltag.

Es ist aber nicht immer Alltag. Gottlob gibt es Feiertage. Und dann gibt es jene ganz außerodentlichen Situa- tionen, mit denen keiner gerechnet hat. Die erfordern manchmal Entscheidungen, von denen man nicht weiß, wie weit sie führen werden. Man fragt sich nach dem Sinn nicht von diesem oder jenem, sondern des Lebens selbst. Den kann man schlechterdings nicht wissen, den müsste man glauben.

Die Frage ist nur, wem man ihn glaubt. Und dafür braucht man mehr als den Glauben selbst, nämlich Wissen, oder richtiger: Wissenwollen. Dabei lernt man dann, dass die Annahme eines An-sich außerhalb meiner Vorstel- lung, das man auffinden und verwahren kann, ohne Sinn ist. Da sagt der Skeptiker: "Wusst ich's doch!" Recht hat er: Es ist das einzige, was wir mit Sicherheit wissen können. Es bedeutet immerhin dies: Es gibt nichts und nie- manden, dem wir glauben können - es sei denn, uns selbst; doch wenn wir das nicht tun, können wir wiederum... im Alltag nicht handeln. 

Man könnte also sagen, der Skeptiker hat zu sehr Recht, um noch Recht zu haben. 





 

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