Donnerstag, 9. August 2018

Von der Erwartung.

papus

Etwas suchen ist gewiß ein Ausdruck der Erwartung. Das heißt: Wie man sucht, drückt irgenddwie aus, was man erwartet. 

Wenn ich rot zu sehen erwarte, so bereite ich mich aut rot vor

Wäre der Akt der Erwartung nicht mit der Realität verknüpft, so könnte man einen Unsinn erwarten.

Die Erwartung von p und das Eintreffen von p entsprechen etwa der Hohlform und der Vollform eines körpers. p entspricht dabei der Gestalt des Volumens, und die verscheidnen Arten, wie diese Gestalt gegeben ist, dem Unterschied von Erwartung und Eintreffen.

Unsere Erwartung antizipiert das Ereignis. Sie macht in diesem Sinne ein Modell des Ereignisses.

Wir können aber nur ein Modell von einer Tatsache in der Welt machen, in der wir leben. D. h., das Modell muß in seinem Wesen die Beziehung auf die Welt haben, in der wir leben, und zwar gleichgültig, ob es richtig oder falsch ist.

Wenn ich sage, die Darstellung muß von meiner Welt handeln, so kann man nicht sagen, 'weil ich sie sonst nicht verifizieren kann', sondern, weil sie sonst von vornherein keinen Sinn für mich hat.

In der Erwartung ist der Teil, der dem Suichen im Raum entspricht, das Lenken der Aufmerksamkeit.
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aus: Ludwig Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Frankfurt a. M, 1984, S.  70f.



Nota. - Auch Wittgenstein geht von der Logik, die mit gesetzten Begriffen (Symbolen) und Schlussregeln operiert, zum materialen Vorstellen über. Doch ist ihm das Übergehen nicht gewärtig, sonst müsste er seine Sprache ändern; anscheinend unterscheidet er gar nicht. Wie soll ich aber mit den Mitteln der Sprache über Sprache reden, ohne zu unterstellen, dass die Sprache, in der ich rede, wahrer ist, als die Sprache, über die ich rede?

Fichte verfährt so nicht, er sagt es laut und immer wieder, dass dieses nicht jenes ist, und lässt in keinem Moment Zweifel aufkommen, dass das gemeine Denken unseres Alltagslebens, von dem die Wissenschafts- lehre handelt, tausend-, na sagen wir: hundertmal wirklicher ist als jene.
JE 

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