Mittwoch, 21. Januar 2015

Sinnlich, Sinnbild, Symbol.


kykladisch                                                                                                                                                                                        aus Rohentwurf

14. Sinnlich = in Raum und Zeit = endlich; was 'für' die Sinne 'dargestellt' ist: Sehen, Hören, Befühlen, Riechen, Schmecken. Was für die Sinne dargestellt ist, läßt sich durch die Sinne darstellen: abbilden; d. h. eingrenzen und bezeichnen: durch eine Zeichnung bestimmen. Kriterium des Sinnlichen ist seine Reproduzierbarkeit. [Analog: 'bewußt' ist das, was ich in meinem Gedächtnis wiederfinden= reproduzieren kann; was dort fürs Bw. dargestellt war...] Ist das pragmatische Kriterium aber auch das logische "Wesen"? Immerhin ist das pragmatische Kriterium historisch "früher da" als das logische Wesen: Erst das, was sich beim Versuch der Reproduktion der sinnlichen Darstellung 'verweigert', erscheint als - das Ästhetische; nämlich ein übersinnliches Mehr. [s. 1.]

J. Chr. Cl. Dahl

Das Symbol ist ein Bild, aber kein Abbild. Das Abbild zeigt "das, was" es abbildet. Das Symbol "zeigt" etwas Anderes als "es selbst": das, was es bedeutet; nämlich das, worauf es (wem?!), unabhängig von seinen zufälligen Formvarianten, "eigentlich ankommt" (z. B.: wozu man es verwenden kann). Ließe die "Bedeutung" sich abbilden, bräuchte man sie nicht zu symbolisieren.

Cimabue

Durch das Symbol wird die übersinnliche Bedeutung dem Ding angeheftet. Durch dessen regelmäßigen Gebrauch im Sprachspiel wird die Zusammengehörigkeit von Ding-Symbol-Bedeutung gewohnheitsmäßig verfestigt; wird der prozessierende Verweisungszusammenhang mit den andern symbolisch-bedeutsamen Dingen bewährt. Schließlich gewinnen, qua Symbolisierung, die Bedeutungen der Dinge "Wirklichkeit" vor den Dingen selbst - und die Welt als Inbegriff der Bedeutungen gewinnt Realität vor der dinglichen Welt; was Kant dann den "dialektischen Schein" nennt... 

Das Wort (Klangbild) ist ein Symbol. Die Sprache ist ein System von Symbolen; System im Vollzug, indem sie gebraucht wird in der Sprachgemeinschaft; "Sprachspiel"; diachronisch. Es läßt sich aber als System darstellen, synchronisch: als kodifizierter Verweisungszusammenhang. Doch jeweils nur als endlicherVerweisungszusammenhang: Lexikon, Grammatik, "Logik". Das Wort "bezeichnet", benennt ein Ding als "das, was" es ist; aber das Ding kann selber Symbol sein: etwas "bedeuten", das sich seinerseits nicht "endlich darstellen" läßt; Gedankending, "Begriff".

Zurbarán

- Das gilt für das System der Sprache selbst: Es "sieht so aus, als ob" es Alles umfaßt. "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt", Wittgenstein, Tractatus [5.6] [aber was heißt hier "bedeuten"? Bezeichnen? "Darstellen"? "Sein"?] Die Besonderheit dieses Systems ist, daß es - historisch und logisch! - unbegrenzt erweiterbar ist. Es ist Bild der Welt. In der Welt sind nicht nur die Dinge, die die Wörter benennen, sondern auch ihre... (und andere) Bedeutungen! Die Sprache ist ein (historisch je) endliches Symbol für ein "unendliches" Ding. Nicht nur können immer neue Wörter eingefügt werden; es können auch neue Sätze gebildet werden, in denen die Wörter neu verwendet, "umgewidmet", d. h. umgedeutet werden. Denn sie sind Symbole, Bilder, keine Abbilder. - Und sie können auch sinnwidrig verwendet werden: "uneigentliches" Sprechen z. B. Man kann die Wörter regelwidrig verwenden: das "Spiel" stören. Sprach-Spielverderber.


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen