Dienstag, 13. Januar 2015
Die Absolutheit der Logik.
Das logische Denken ist entstanden als dasjenige Denken, das sich mitteilen lässt. Ist es ein Wunder, dass es so konzipiert, konstruiert wurde, dass es mitteilbar ist?
[Siehe Adorno vs. Husserl, Metakritik der Erkenntnistheorie,* S. 76ff.]
Nicht nur 'kann' jedermann anders als logisch denken; tatsächlich denkt jedermann anders als logisch! Nur - sobald er die Ergebnisse seines Denkens darstellen will - anderen oder auch nur sich selbst -, dann muss er sich dafür der Formen bedienen, die historisch vorrätig, "zuhanden" sind, und das sind die Begriffe und die Regeln ihrer diskursiven Verknüpfung. Also wenn ich die Ereignisse aus "meiner Welt" in "unserer Welt" situieren will, muss ich sie in deren Topographie einordnen.
*) Frankfurt/M., 1972
aus e. Notizbuch, 9. 10. 03
Eins haben der verschämte Platoniker Husserl und der unverhohlene Hegelianer Adorno gemein: dass ihnen das Material des Wissens die Begriffe sind; und wenn das für-wahr-Gelten des diskursiven Denkens nicht an sich ist - wie Husserl meint -, dann kann es nur historisch sein und an der nächsten Straßenecke womöglich dem Zufall erliegen.
Das mag Adorno nun doch nicht zugestehen, "objektiv" soll die Geltung des Logischen wohl sein, wenn schon nicht, wie bei Husserl, "absolut"; "indem" sie nämlich "um Natur beherrschen zu können, dieser sich anmisst"**. Soll etwa, wie bei Descartes, das göttliche Naturgesetz uns die Geltung der Logik verbürgen, als ein "unbegreifliches und und bloß hinzunehmendes An sich"? Nein, dahinter kann er sich nicht zurückziehen, und es kommt ihm die Ahnung, Garant für die objektive Gültigkeit der Logik müsse eine "über alles Dasein mächtige Forderung an das Subjekt" sein. - Doch von wem soll die kommen?
In der Wissenschaftslehre geht es nicht um Begriffe, sondern das in ihnen Gemeinte; sie verfährt nicht historisch, sondern genetisch: nicht an-sich-seiende Begriffe werden aneinanderfügt, sondern Vorstellungen werden auseinander entwickelt. Ob ich sie entwickle, steht mir ja frei, aber wenn ich sie entwickle, muss ich sie so entwickeln. Und es findet (!) sich, dass die Menschen - das selbstbestimmte Subjekt unserer bürgerlichen Gesellschaft - ihre Begriffswelt und ihre Schlussregeln wirklich entwickelt haben. - Während das für die historische Betrachtung ein lediglich zufälliges und für die logische Betrachtung ein bloß formal-faktisches Ergebnis bleibt, wird es in der Wissenschaftslehre genetisch notwendig.*** Die genetische Betrachtung ist eine materiallogische.
Den Gedanken an ein real Absolutes, absolute Geltung gar, muss man sich aber aus dem Kopf schlagen. Gelten ist der Modus des Logischen, außerhalb des Logischen gibt es keine Geltung. Das diskursive Denken ist selber das Postulat, dass absolute Geltung sein soll, wer sich auf eine vernünftige Erörterung einlässt, unterwirft sich ihm ipso facto. Es gibt keinen Sprung aus der Immanenz.
**) ebd. S. 87
***) In der Mathematik nennt man das, wenn ich nicht irre, eine vollständige Induktion.
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