Samstag, 2. November 2013

Transzendentalphilosophie handelt von Wirklichem.


Daniel Stricker, pixelio.de

"Glaubt der Mann, in Anthropologie und Humanbiologie Evidenzen für die Richtigkeit der Transzendental- philosophie zu finden?" schrieb einmal ein kritischer Geist.

Der Mann war ich. 

Allerdings ist die Klärung des Verhältnisses von Wissenschaftslehre und Anthropologie mein treibendes Thema. Und natürlich, wie könnte es anders sein, geht es um das Ich. Das transzendentale oder absolute Ich – das gedachte Subjekt der Tathandlung – als positive Größe in die Anthropologie einbauen wollen wäre allerdings sinnlos; denn dann bliebe es nicht transzendental, und die ganze Übung wäre für die Katz.

Aber mit dem Ich 'als Idee' * sieht es schon anders aus. Denn das stammt nicht aus der Transzendentalphilosophie, sondern aus der Realgeschichte der Mentalitäten. Es war da vor der Wissenschaftslehre. Es ist das autonome Subjekt der bürgerlichen Welt in idealer Gestalt. Genetisch geht die Wissenschaftslehre von der Tathandlung zum Ich als Idee. Aber historisch ist das Ich als Idee das Motiv der ganzen Transzendentalphilosophie. Die Wissen- schaftslehre "soll sein die pragmatische Geschichte des menschlichen Geistes" – nicht eine Nacherzählung, 'wie es gewesen ist', sondern eine Darstellung, aus der man etwas begreift; nämlich einen Sinn.

Die Frage nach dem Sinn stammt (logisch) allerdings aus der Anthropologie. Nicht Anthropologie und Human- medizin bieten Evidenzen für die Richtigkeit der Transzendentalphilosophie – richtig in Hinsicht worauf? , sondern die Transzendentalphilosophie gibt der Anthropologie den festen, weil kritisch bereinigten Boden, auf dem sie bauen kann.

Und ehrlich muss ich auch sagen - anders wäre mir die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Transzendental- philosophie ganz gleichgültig. 

*) siehe SW I, S. 517


NB. Falls es jemand wissen will: Transzendentalphilosophie und Wissenschaftslehre bedeuten bei mir dasselbe.

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