Diese perspektivische Welt, diese Welt für das Auge, Getast und Ohr ist sehr falsch, verglichen schon für einen sehr viel feineren Sinnenapparat. Aber ihre Verständlichkeit, Übersichtlichkeit, ihre Praktikabilität, ihre Schön- heit beginnt aufzuhören, wenn wir unsre Sinne verfeinern: ebenso hört die Schönheit auf beim Durchdenken von Vorgängen der Geschichte; die Ordnung des Zwecks ist schon eine Illusion.
Genug, je oberflächlicher und gröber zusammenfassend, um so wertvoller, bestimmter, schöner, bedeutungsvol- ler erscheint die Welt. Je tiefer man hineinsieht, um so mehr verschwindet unsere Wertschätzung – die Bedeutungs- losigkeit naht sich!
Wir haben die Welt, welche Wert hat, geschaffen! Dies erkennend, erkennen wir auch, daß die Verehrung der Wahrheit schon die Folge einer Illusion ist – und daß man, mehr als sie, die bildende, vereinfachende, gestaltende, erdichtende Kraft zu schätzen hat.
»Alles ist falsch! Alles ist erlaubt!«
Erst bei einer gewissen Stumpfheit des Blickes, einem Willen zur Einfachheit stellt sich das Schöne, das »Wert- volle« ein: an sich ist es ich weiß nicht was.
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Nietzsche, Aus dem Nachlass der Achtziger Jahre, N° 6
Nota. - Ob er es selber wusste oder nicht: Das ist Ästhetik als Moral.
JE
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