Sonntag, 9. September 2018

Metaphysische Bescheidenheit.

Ch. Sprague Pearce

Der Mensch, eine kleine, überspannte Tierart, die – glücklicherweise – ihre Zeit hat; das Leben auf der Erde überhaupt ein Augenblick, ein Zwischenfall, eine Ausnahme ohne Folge, etwas, das für den Gesamt-Charakter der Erde belanglos bleibt; die Erde selbst, wie jedes Gestirn, ein Hiatus zwischen zwei Nichtsen, ein Ereignis ohne Plan, Vernunft, Wille, Selbstbewußtsein, die schlimmste Art des Notwendigen, die dumme Notwendig- keit... 

Gegen diese Betrachtung empört sich etwas in uns; die Schlange Eitelkeit redet uns zu »das alles muß falsch sein: denn es empört... Könnte das nicht alles nur Schein sein? Und der Mensch trotz alledem, mit Kant zu reden – –«
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Nietzsche, Aus dem Nachlass der Achtziger Jahre, N° 19
[S. 835f.]     



Nota. - Wenn der Mensch sich überhebt und auf den Standpunkt eines außenstehenden Beobachters stellt, wird er einen Sinn nirgends erkennen und finden, dass er nichts weiß. Sich selbst wird er kleiner als eine Ameise er- scheinen. 

Doch keiner hat ihn geheißen, sich zu überheben. Wissen kann er auch dann nur, was in seiner Vorstellung vor- kommt - doch auch nicht alles: Vieles kommt nur darin vor und sonst nirgends. Er wird unterscheiden wollen, ob seinen Vorstellungen etwas außerhalb derselben entspricht, oder ob sie bloße Einbildungen sind. Das eine vom andern zu unterscheiden wird ihn ganz beanspruchen, und wie dürfte er sich mehr anmaßen? 

Wenn er sich darin eine Weile geübt hat, darf er auch ruhig mal in sich hinein horchen, ob er sich selber vielleicht einen Sinn geben will, wer kann ihm das verwehren?

Als nichtiger Wurm findet sich am Ende nur der wieder, der sich am Anfang überhöht hatte.
JE 



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