Donnerstag, 29. März 2018

Top down oder bottom up?

Uwe Steinbrich, pixelio.de

Das Prinzip der modernen Wissenschaft ist die Analyse; und darum ist sie atomistisch?

Recte: Sie ist vorderhand (im intendierten Ergebnis) atomistisch - und darum verfährt sie analytisch. Die Grundvorstellung ist nämlich die, Wahrheit sei zusammengesetzt aus letzten, kleinsten, unauflöslichen Wahrheitspartikeln ('Begriffe'), die ihrerseits (als Entelechien?) das Gesetz in sich tragen ('Logik'), sich zu Molekülen zusammenzufügen, zu Zellen, zu Organismen; zum "Kosmos".

Der Organizismus ist nur auf den ersten Blick das "genaue Gegenteil"; indem er die Reihenfolge umkehrt. Die innere Verfassung ist aber dieselbe, der Streit geht nur darum, auf welcher Seite die ("onto"-) logische Priorität liegt, von welcher Seite her die Geltung ausgeht. 

Aber dass das, was erscheint, sein Gesetz, wie es erscheint, in sich selber trägt, darüber sind sie ja einig; nur ob dieses von oben nach unten oder von unten nach oben weist, das ist strittig.

Die kritische Auffassung stellt sie gleichrangig nebeneinander und löst sie auf.

(In der Mikrophysik haben sich die "Unteilbaren" als höchst flüchtig erwiesen, je näher man an sie herankommt, umso mehr lösen sie sich auf, in bloße "Ladungen", die nicht einmal mehr res extensae sind, sondern bloße "Wellen"....


aus e. Notizbuch, 30. 4. 07


Der Eintrag ist offenbar nicht fertiggeworden. Es müsste nämlich folgen:

Die ewige metaphysische Versuchung des Geistes war immer und wird immer sein, die Gesetze des Denkens für irgendwie dasselbe zu halten - ein Spielgebild, den Schatten, das Schema - wie die Bewegungsgesetze der Welt; und daher das organische oder eben das atomistische Modell auf die Welt der Vorstellungen zu übertragen. 

'Die Welt ist alles, was der Fall ist' lässt sich gar nicht denken ohne eine atomistische Prämisse. Alle "Fälle", die "sind", sind die jeweils kleinsten Einheiten des Wahren (des Geltens),* und jede müsste sich für sich selber identifizieren, d. h. von den andern isolieren und absolut setzen lassen. Klar, dass dann für ein Subjekt nichts mehr zu tun bleibt. 

Indes, das Ich 'tritt in die Philosophie ein' durch die Hintertür; "indem" nämlich "die Welt meine Welt ist". Bevor sich über die Welt irgendetwas aussagen lässt, ist dies "der Fall": Die Welt ist meine Welt, sonst könnten alle ande- ren Fälle, die sind, auf sich beruhen bleiben. In Sachen Geltung ist dies der Ausgangspunkt, der jedem weiteren Schritt zu Grunde liegt. Aber so wahr ich Einer bin, ist demnach auch die Welt eine, und was im Einzelnen gilt, gilt nur, sofern der Grund-Satz gilt: Die Welt ist meine Welt. 

*) 'Was der Fall ist' bezeichnet in jenem bekannten Satz selbstverständlich nur logische Fälle.

27. 10. 14

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