Die
alte "Dialektik von Stoff und Form" findet ihre Lösung in der modernen
Schein-Dialektik von 'Sein' und 'Gelten'. Die systematische Unterscheidung von
beiden ist durch Lotze eingeführt
worden; bei dem jedoch die Dreigliederung: Sein - Geschehen - Geltung. "In
Wirklichkeit" "besteht" die Wirklichkeit "aus"...
Geschehen, sonst nichts. Oder richtiger, da 'Wirklichkeit' immer nur eine
Prädikation, terminus ad quem, nicht a quo ist, ist real immer
nur
"Erleben"; "Geschehen" ist schon eine durch Reflexion 'gesetzte'
Objektivation, die dann noch- mal in zwei Pole auseinandergezogen
wird: das, was ist, und das, was es bedeutet. 'Wirklich' sind aber die
'Tat- sachen' und deren 'Sinn' im Erleben immer schon ein und dasselbe:
'Es
gibt' keine Tatsache, die ganz und gar nichts zu bedeuten hätte:
Allenfalls
wird der Mangel erlebt, daß die Bedeutung fraglich ist. Daß andererseits
Be- deutung immer nur einem - actualiter oder virtualiter - Faktischen zukommt,
ist zu banal, um es öffentlich aus- zusprechen. [Faktisch von facere, n'est-ce
pas.]
Nicht
anders die Begriffspaarung Stoff und Form, die nichts anderes aussagen
soll
als die beiden 'Seiten', Hin-Sichten, von denen aus auf den Gegenstand
'geblickt', also reflektiert werden kann - nachdem man zuvor be- reits auf
das
Gegenständliche am Gegenstand reflektiert hatte (i.e. dessen
"Tauglichkeit
für
menschliche
Zwek- ke"). Denn 'zuerst' war 'das Zeug' der Dinge 'zuhanden' und 'erst
dann' die Dinglichkeit 'da'! Kein Wunder also, dass die ersten
Philosophen (Elea bis Plato) dazu neigten, die Stofflichkeit der Dinge
für
Nichts zu halten, und bei dem systematischen Reflexionsphilosophen
Aristoteles
der Stoff überhaupt nur als Möglichkeit zur Form in den Blick kommt; capacitas
formarum bei Eckhart, hypokeimenon eidoôn bei Plotin,
"Bestimmbarkeit" bei JGF.
Dazu: E. von Bracken, "Mr Eckhart und Fichte", S. 12ff.
Aristoteles:
"Alles, was wird, wird aus einem solchen, das nur beziehungsweise ist und
beziehungsweise nicht ist." Physik I/8
aus e. Notizbuch, 21. 9. 94
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