Freitag, 20. September 2013

Hirnforschung und Transzendentalphilosophie.


In einem sind Hirnforschung und KritischePhilosophie einig: Das Ich ist keine Substanz. Doch während diese sagt: Das Ich ‚ist’ nur in actu, sagt jene: Ich ist gar nicht. Es ist die andre Seite der Frage: Wie kommt der Geist in die Materie? Wieder sagt jene: Es gibt keinen Geist. Fichte sagt: Er war schon immer drin, und hat recht (aber nicht so, wie er meinte). 

Geist nennen wir den Umstand, daß wir die Dinge nicht als solche wahrnehmen, sondern immer schon in ihrer Bedeutung. Auch die Tiere leben nicht zwischen lauter Dingen, sondern in einem Raum voller Bedeutungen. Doch diese sind ihnen von ihren Umwelten vor-gegeben. Der Mensch hat seine geschlossene Umwelt zugunsten einer offenen Welt verlassen. In diese mußte er Bedeutungen erst hinein-erfinden. Der Geist ist eine Kompensation für den Verlust natürlicher Selbstverständlichkeit.

Da wir in unserer Welt gleiche oder konkurrierende Zwecke verfolgen, müssen wir uns verständigen. Dazu haben wir die shared significations in einem „Symbolnetz“ festgehalten. Aber in meiner eigenen Welt gibt es Bedeutungen, die ich nicht teilen muß. Der reelle Ursprung unserer Welt ist meine Welt; der logische Ursprung meiner Welt ist unsere Welt – so weit deren Begriffe reichen. Darunter liegt das Feld der Transzendentalphilosophie, alias Kritik. Es ist das Reich der produktiven Einbildungskraft.

im Sept. 2007

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