Die Welt ist nicht alles, "was der Fall ist". Unmittelbar begegnet sie uns als ungestalter, unendlicher Strom des Erlebens. "Reizverarbeitung", sagt der Neurowissenschaftler. Das Erleben ist nicht an sich zusammengesetzt aus einer Reihe von Erlebnissen. Ein Erlebnis zeigt sich erst, wenn die Reflexion willkürlich einen 'Punkt' aus dem Strom herausgreift und ihn künstlich gegen die andern abgrenzt. Doch nicht erst die Punkte – der Strom selbst wird im Verlauf der Verarbeitung nicht nur 'gemerkt', sondern als dieses Erleben bewertet.
Das weiß auch der Neurowissenschaftler und kratzt sich am Kopf: weil
er nicht weiß, wie das geschieht, und das heißt für ihn: wo das geschieht.
Anzunehmen ist, dass auch dies nicht in einem Zentrum im Gehirn passiert,
son- dern, wie alle Reizverarbeitung, systemisch erfolgt innerhalb einer
beständig wechselnden Konstellation zahlrei- cher Zentren. Die 'Inselrinde' im
praefrontalen Cortex (das
Geschmackszentrum) wird irgendwie beteiligt sein, auch das limbische System und
der 'Mandelkern' (Amygdala) spielen mit. Und welche Rolle
spielt das "Bauch- hirn" (Sonnengeflecht, Plexus solaris) um das
Zwerchfell herum? Und: spielt es sie autonom oder seinerseits 'gesteuert' von
den neueren, 'höheren' Gehirnpartien? Spielt
es in einem systemischen Vorgang
überhaupt eine Rolle, welche Partie älter und niederer, und welche neuer und
höher ist? Der Vorgang als Ganzer ist ein 'moder- ner' und könnte ohne Mitwirkung
rezenter Partien gar nicht stattfinden.
Und sobald das Erleben in der Reflexion bewusst gemacht und in isolierbare Erlebnisse seziert wurde, tritt es ein in das Netz der Symbole, die ihrerseits wertend wirken und das Erleben "einfärben".
Auch hier sagt der Neurowissenschaftler "Reizverarbeitung" – weil er sich qua Fach auf diese Betrachtungsweise einmal festgelegt hat.
Und sobald das Erleben in der Reflexion bewusst gemacht und in isolierbare Erlebnisse seziert wurde, tritt es ein in das Netz der Symbole, die ihrerseits wertend wirken und das Erleben "einfärben".
Auch hier sagt der Neurowissenschaftler "Reizverarbeitung" – weil er sich qua Fach auf diese Betrachtungsweise einmal festgelegt hat.
aus e. Notizbuch, um 2002?
Nota I. - Mit der Formel, die Welt sei 'alles, was der Fall ist', hatte Wittgenstein natürlich nichts empirisch Wahr- nehmbares gemeint, sondern das, was logisch 'der Fall ist'.
Nota I. - Mit der Formel, die Welt sei 'alles, was der Fall ist', hatte Wittgenstein natürlich nichts empirisch Wahr- nehmbares gemeint, sondern das, was logisch 'der Fall ist'.
1. 12. 13
Nota II. - Verstehen, wie aus physiologischen Reizen (Gefühl) den Menschen Bedeutungen entstehen, ist die Auf- gabe, die sich die Wissenschaftslehre gestellt hat. Damit hat obiger Eintrag wohlbemeerkt noch nichts zu tun. Hier geht es erst um die durch Beobachten zu eruierende Frage, was sich wo abspielt im Gehirn; wobei als das Was erst noch die auf analoge Weise darstellbaren elektrochemischen Prozesse in den neuronalen Netzen zu ver- stehen ist. Aber noch lange nicht das Was einer praktischen ('durch Freiheit möglich') Bedeutung, die ich erst verstehen müsste, um durch mein Handeln in der Welt Realität zu verschaffen.
Da haben wir auf der unteren Seite einen reellen Stoffwechsel-Prozess und auf der oberen Seite eine Folge realer Handlungen, die sich ebenfalls als Austausch von Energien und Materien darstellen lässt. Dazwische liegt die Be- deutung "als solche"; in einem Schwebezustand, nicht mehr und noch nicht wieder ganz wirklich, sondern 'erst noch möglich', aber vor allem: nicht nichts!
Umgangssprachlich sagen wir: erst noch als Begriff (mit dem letzten Endes eine Handlungsanweisung gemeint ist). Der lässt sich nun nicht mehr im analogen Modus darstellen und anschauen. Er lässt sich lediglich denken. Darge- stellt (und mitgeteilt) wird das Denken im digitalen Modus, indem den gedachten Bedeutungen ein willkürlich wählbares Zeichen angeheftet wird; in der Erwartung, dass der, der das Zeichen entziffert, wohl schon dasselbe herauslesen wird, was der Bezeichner hineingedcht hat. Dass es so ist, gewinnt überhaupt erst durch regelmäßi- gen und allgemeinen Austausch eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Sichherstellen kann man es nie. Denn die Über- setzung von Etwas aus dem analogen in den digitalen Modus und zurück ist schlechterdings ein Kunst-Stück - und als solches ein Rätsel. Es ist der Akt des Bestimmens, und als solcher eine Leistung der Einbildungskraft.
JE
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