Freitag, 20. Juli 2018

Ein institutioneller Schein von Wissenschaft.

Oxford 

Wissenschaft ist nicht Institution, sondern Instanz (wie die Kunst); wenn auch in öffentlichen Institutionen verfasst, die gern ein Monopol geltend machen. Aber im Grenzfall ist ihre Institutionalisierung sogar eine Schranke für ihren öffentlichen Charakter: Monopol = Exklusivität = Privatheit. Und nährt den Glauben, die Zugehörigkeit zur Institution sei selber schon Wissenschaft…


 
Begründet ist die Institutionalisierung der Wissenschaft aber nicht in ihrer Exklusivität – dass nur geprüfte Spezialisten mitmachen dürfen –, sondern im Erfordernis der Kontinuität des Wissens: Das Wissen muss nicht nur "ausgelesen", sondern darüber hinaus bewahrt werden (sonst gäb’s nichts auszulesen). Die Institution ge- währleistet die Tradierung des Wissens: dass nichts verloren geht: dass die Akkumulation gründlich geschieht. Denn idealiter ist der Wissenschaftler einer, der alles weiß. 


Wenigstens "in seinem Fach". Aber das gibts natürlich nicht mehr. Das Spezialistentum macht sich innerhalb der Disziplinen breit, so dass schon innerhalb eines Fachs die "Zusammenhänge" selber zu Fächern von Spe- zialisten werden; in Wahrheit aber die "Neue Doxa" sich breit macht: das Vertrauen darauf, dass der Nachbar schon wissen wird, was er tut, und man ihm seine Resultate getrost abnehmen kann…

So kommt es, dass allerlei Zwischen-Fächer auftauchen, die sich in den Ritzen der Institution festsetzen, ohne sich vor irgendwem ausweisen zu müssen – außer eben vor der Doxa innerhalb und außerhalb der Universitä- ten! Z. B. Pädagogik, Politologie, Publizistik… Soziologie und Ökonomie haben den Anfang gemacht.

April 23, 2009


Nachtrag. Der Ort dieser Instanz ist, wie der der Kunst, die Öffentlichkeit. Ohne die bürgerliche Gesellschaft, die die Öffentlichkeit erschaffen hat, hätte Wissenschaft nicht entstehen können. Und kann noch heute nicht bestehen. Doch wachsen seit Jahren Zweifel an der Funktionstüchtigkeit der wissenschaftlichen Öffentlichkei- ten. Das kann man gar nicht ernst genug nehmen. Denn das ist nichts anderes als Zweifel an der Wissenschaft. Und die waren schon lange nicht mehr so gefährlich wie zu dieser Zeit.
JE 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen