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Die aktuelle Klage über den Verfall der wissenschaftlichen Öffentlichkeit ist etwas schrill; so als sorgte sich jemand um seine Jagdgründe. Das gibt zu denken. Nicht Öffentlichkeit an sich ist ja bedroht; das wird, seit es das Internet gibt, nicht so leicht geschehen. Bedroht sind die akademisch beglaubigten Fachöffentlichkeiten, die in dem Maß, wie die Fachverlage ihr Privileg einüßen, an Glaubwürdigkeit verlieren.
Aber vielleidcht ist das nicht das Schlimmste, was der Wissenschaft passieren kann. Veröffentlicht wird mittler- weile alles, was einer veröffentlicht haben will. Wer kann ihn daran hindern? Wer aber veröffentlichen will, um gelesen - und kritisiert - zu werden, hat das Problem, sachkundige Leser zu finden. Die sachkundigen Leser wis- sen aber inzwischen, dass nicht alles, was in sehr teuren Journalen gedruckt wird, die Mühe des Lesens lohnt. Oder anders: Die Journale garantieren nicht mehr die wissenschaftliche Qualität.
Daraus folgt zunächst nur dies: Um sie wäre es nicht schade.
Zweitens folgt daraus: Wenn nicht die Quelle Seriosität verbürgt, dann müssten es die Suchmaschinen tun. Drittens: Wie bei Wikipedia, wird es bei wissenschaftlichen Suchmaschinen eine Weile dauern, bis man ihnen vertrauen kann. Und sogar noch sehr lange, wenn nicht bald ein Anfang gemacht wird.
Wo sind aber die, die ein solches Wagnis unternehmen wollten?
An der Frage wird man beurteilen müssen, wie ernst die derzeitige Klage über den Zerfall wissenschaftlicher Öffentlichkeit gemeint ist.
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