Mittwoch, 25. Juli 2018

Der transzendentale Mythos.

Léon Bonnat, Jacob ringt mit dem Engel

Eines ist in der Geschichte ganz bestimmt nicht vorgekommen: dass ein bloßes geistiges "Vermögen", ohne einen körperlichen Träger und ohne irgendwelche physiologische Vorerfahrung rein und unbescholten in die Welt getreten wäre und sich spontan zur Selbst-Bestimmung entschlossen hätte. Und doch lässt sich der Sinn unserer Gattungsgeschichte nicht anders als im Bild dieses Akts darstellen. Dieses Bild hat selber keinerlei posi- tiven Erkenntniswert, man kann daraus nichts schlussfolgern, es lässt sich in keinen wie immer gearteten Denk- vorgang als Operator einbringen. Sein Wert ist ausschließlich "regulativ" und kritisch: Es soll uns vor dogmatisch spekulativen Abwegen in Acht nehmen. Gerade das ist es aber, was der Pädagoge braucht, damit er nicht etwa auf die Idee kommt, dass nur durch ihn der Mensch zum Menschen wird. 

Wenn dann das uns überlieferte Bedeutungsgeflecht 'Welt' in der Geschichte einmal zu Stande gekommen ist, dann kommt es so jeden Tag neu zustande – wenn nämlich ein Neuer "zur Welt kommt". Und meine Welt ist dann keineswegs nur die individuelle Empfängnis von 'unserer' Welt, sondern mein eignes Bauwerk, in das ge- gebenes Material ebenso eingegangen ist wie mein eigner 'Plan'; und wenn der Plan auch an fremden Vorbil- dern orientiert sein mag, so habe ich mich doch für ihn entscheiden müssen. ...  

aus e. Notizbuch, in 2004? 


Das ist das Bild von einem Bild. Das abgebildete Bild ist die Wissenschaftslehre, die Abbildung ist ein Mythos. Wenn er das abgebildet Bild kenntlich macht, dann ist er so gut wie jenes. Wie gut jenes ist, lässt sich nur an ihm selbst erweisen. Aber das Bild vom Bild zeigt an, in welche Richtung man schauen soll, denn die ist sein sensus; Sinn. Es ist nicht eine überflüssige Verdoppelung, sondern seine Pointierung. Es ist nicht selber Philosophie, sondern Interpretation der Philosophie: Metà-Philosophie. 







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