Montag, 9. März 2015
Wozu braucht man Philosophie überhaupt? (I)
Die Philosophie ist keine Wissenschaft, die unsere Erkenntnis um ein Großes bereichert. Sie tut fast weiter nichts, als dass sie unsere Erkentnis verdeutlichet und berichtiget. Man hat freilich von der Philosophie viele Aufschlüsse gefordert und erwartet über Dinge, die jenseits des Gebiets der Erfahrung in einer Welt liegen sollen, die nur dem Verstande und mich den Sinnen zugänglich sei; aber die Philosophie hat bisher wenigstens diese Erwartungen niemals erfüllt und wird sie auch - wie wir uns in der Folge überzeugen werden - niemals erfüllen.
Wer daher wissen will, wie es um seine philosophische Erkenntnis stehe, der darf sich nicht fragen: wie viel weiß ich mehr als andere, die keine Philosophen sind? (Auf diese Frage würde die Antwort, wenn er aufrichtig sein will, keine andere sein können als die: ich weiß eigentlich nichts mehr, als jeder bloß durch seine gesunde Vernunft ohne Wissenschaft wissen kann): sondern er muss sich fragen: wie viel weiß ich besser als andere, die keine Philosophen sind?
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Friedrich Carl Forberg, Fragmente aus meinen Papieren, Jena 1796, S. 93f.
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