Freitag, 19. September 2014

Was heißt praktisch?


andreas stix  / pixelio.de

"Praktisch ist, was durch Freiheit möglich wird."

Wenn in philosophischem Schrifttum vom Praktischen die Rede ist, ist immer diese Kant'sche Bestimmung gemeint.

Kaum ein anderes Beispiel wäre besser geeignet, um die Irrelevanz weltfremder Hirnweberei für die praktischen Probleme des wirklichen Lebens zu offenbaren; könnte man meinen.

Wenn im wirklichen Leben einer sagt, er wolle ein Ding "ganz praktisch" angehen, dann redet er davon, wie er vorgehen will; denn das könnte er so oder so tun.

Doch bevor sich die Frage stellt, wie ich etwas tun soll, muss ich wissen, was ich tun will, sonst gibt es die Frage gar nicht. Das Wie setzt sich nämlich aus zwei Teilen zusammen: dem Stoff, den ich in Händen halte, und dem Zweck, den ich an ihm verfolge. Zwischen beiden herrscht nicht Freiheit, sondern Notwendigkeit; wenn ich dies besorgen will, muss ich es so besorgen, die Beschaffenheit des Stoffs lässt mir keine Wahl. Das ist keine praktische Aufgabe, sondern eine technische, und wenn es eine Frage überhaupt gibt, dann ist es eine an Erfahrung und Kunstfertigkeit: techné.

Es gibt Stellen, an denen die Umgangssprache vom Schuljargon der Philosophen etwas lernen kann. Ein Problem gibt es überhaupt nur da, wo meine Freiheit aufgerufen ist, und es ist immer praktisch: wo ich einen Zweck mir selber setze. Wo mir ein Zweck vorgegeben ist und der Stoff, an dem ich ihn realisieren soll, da bin ich an die Beschaffenheit des Stoffs gebunden. Das ist theoretisch zu prüfen, Freiheit tritt dort nicht auf, es ist eine technische Frage, aber kein Problem.  

Es gibt keinen Grund, warum ich auf diesem Blog, das auch von philosophischen Laien besucht wird, mich künstlich populär ausdrücken sollte: Diese Wortwahl wäre es, die irreführte, nicht die schulmäßige.






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