Samstag, 6. September 2014

David Hume: Moral ist geistiger Geschmack.


 
Jene Fähigkeit, wodurch wir Wahrheit und Falschheit unterscheiden, und jene, wodurch wir Laster und Tugend vorstellen, sind lang miteinander verwechselt worden, und alle Moralität war, wie man annahm, auf ewige unwandelbare Relationen gegründet, die für jeden intelligenten Geist ebenso unveränderlich waren wir irgendein Satz über Größe oder Zahl. 

Ein neuerer Philosoph aber (Hutcheson) hat uns durch die überzeugendsten Argumente belehrt, daß Moralität durchaus nicht in der abstrakten Natur der Dinge liegt, sondern völlig in Relation zum Gefühl oder geistigen Geschmack jedes einzelnen Wesen steht; in derselben Weise wie die Unterscheidungen zwischen süß und bitter, heiß und kalt aus dem besonderen Gefühl (Innewerden) jedes Sinnes oder Organs entstehen. Vorstellungen vom Moralischen also sollten nicht den Wirksamkeiten des Verstandes gleichgestellt werden, sondern dem Geschmack oder Gefühl.

David Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, Leipzig 1893 




Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE   

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