Sonntag, 12. Januar 2014

Persona heißt Maske.




Wenn unter Psychologen ‘Triebe’ und ‘Instanzen’ zergliedert und ‘Rollen’ und ‘Verhaltensweisen’ aus einander genommen werden, kommt immer irgendwann einer, der all der Erbsenzählerei die ‘Ganzheit der Person’ entgegen hält.

Aber dann heißt es unweigerlich: “Persona bedeutet im Lateinischen aber Maske!”

Und damit ist die Person als bloße Fassade entlarvt.

Die Etymologie ist zwar richtig. Aber die Interpretation ist falsch. Persona kommt von lat. per-sonare, hindurch-klingen. Im Antiken Drama – Tragödie und Komödie, sonst gab es nichts – trugen die Schauspieler Masken, die die ‘Rolle’ charakterisierten und das rein zufällige “echte” Gesicht verdeckten.  

Persona bezeichnet nun aber nicht die Fläche, die verdeckt, sondern im Gegenteil die Öffnung, die ausgespart bleibt – den Mund, durch die das Wort des Dichters ‘hindurch-klingt’. Das Wort des Dichters ist das Wahre am Drama, nicht die physischen Zufälligkeiten derer, die es auf die Bühne bringen.

In den frühen Christengemeinden Italiens hieß auch der Priester persona: Er ist das Organ, durch welches das Wort Gottes erklingt. (Noch heute heißt der englische Gemeindepfarrer parson.) ‘Person’ bedeutet nicht Maske, sondern Offenbarung des Eigentlichen.

Ist es aber eine wahre Bedeutung oder eine falsche?


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