Freitag, 4. Januar 2019

Alle Philosophie ist Sprachkritik.


Die unabänderliche Aufeinanderfolge gewisser Erscheinungen beweist kein »Gesetz«, sondern ein Machtver- hältnis zwischen zwei oder mehreren Kräften. Zu sagen »aber gerade dies Verhältnis bleibt sich gleich!« heißt nichts anderes als: »ein und dieselbe Kraft kann nicht auch eine andere Kraft sein«. – Es handelt sich nicht um ein Nacheinander, – sondern um ein Ineinander, einen Prozeß, in dem die einzelnen sich folgenden Momente nicht als Ursache und Wirkung sich bedingen...

Die Trennung des »Tuns« vom »Tuenden«, des Geschehens von einem, der geschehen macht, des Prozesses von einem Etwas, das nicht Prozeß, sondern dauernd, Substanz, Ding, Körper, Seele usw. ist, – der Versuch, das Ge- schehen zu begreifen als eine Art Verschiebung und Stellungs-Wechsel von »Seiendem«, von Bleibendem: diese alte Mythologie hat den Glauben an »Ursache und Wirkung« festgestellt, nachdem er in den sprachlich-gramma- tischen Funktionen eine feste Form gefunden hatte .
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Nietzsche, Aus dem Nachlass  (XII)


Nota. - Er schleicht um das Eingangstor zur kritischen Philosophie herum wie nach ihm Wittgenstein; wie er nur von einem dogmatischen Parti-pris gehindert einzutreten und sich umzusehen: Wittgenstein glaubt inbrün- stig an die mathemtische Logik als reellste der Realitäten, Nietzsche hängt an dem "Prozess ohne Subjekt" (den später der Imposteur Althusser Karl Marx unterschieben wollte); ein Schicksal ohne Schöpfer, der schickt.

Und immer wieder dasselbe? Sollte die schließliche Züchtung des Übermenschen nicht endlich was Neues in die Welt setzen? Oder ist auch er lediglich ein Wendepunkt zu neuer Dekadenz? Das ist nicht seriös, er spielt mit den Einfällen nur rum. Alle Philosophie ist Sprachkritik; na ja. Aber doch nicht Wörterwürfeln. Da ist Wittgenstein schon seriöser.
JE

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