... Ja, was ist denn nun mit Vaihinger? Seine Quintessenz: Alles ist Fiktion – "im Dienste des Lebens". Alles ist Fiktion, außer... "das Leben"! Wenn er es 'streng wissenschaftlich' verstünde, wäre 'Leben' "nichts als" Stoffwech-sel+Fortpflanzung. Aber so fasst er es natürlich nicht auf; sondern rührt Darwin, Schopenhauer und Nietzsche zusammen, und wenn er Bergson gekannt hätte, wär auch der noch mit rein gekommen. Na, wenn das keine Fiktion ist!
'Alles ist Konstrukt' – und wie ist es mit dem Begriff Konstrukt? Na, der natürlich auch... Mit andern Worten: Alles hängt in der Luft? Vaihinger hat das Problem sozusagen intuitiv bemerkt. 'Alles ist Fiktion' hat nur Sinn, wenn 'Fiktion' "im Dienste von" etwas steht, das sie rechtfertigt.
Dieses 'Es' ist dann nicht lediglich Fiktion, sondern ('praktisches') Postulat.
aus e. online-Forum, 9. 8. 08
Nachtrag. – Wenn man freilich "das Leben" als Postulat, nämlich Wert und Zweck auffasst, kann es nicht ausblei-ben, dass man wert- und zweckhafte Maßstäbe auch an das Leben selbst anlegt. Es also in sich in wert- und zweck-volleres und weniger wert- und zweckvolles unterscheidet. Vitalismus ist nicht schon selber rassistisch; aber es gibt keinen Rassismus, der sich nicht vitalistisch zu begründen sucht, und wer selber vitalistisch denkt, ist ihm wehrlos ausgeliefert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen