Sonntag, 21. Juni 2015

Übersummativ.



Der aristotelische Satz, wonach das Ganze mehr sei als die Summe seiner Teile, konnte nur dogmatisch geglaubt werden. Beweisen lässt er sich nicht, es lässt sich nicht einmal angeben, was genau damit gemeint ist. Er besagt auch nichts Begreifliches - wenn man nämlich unter begreifen das Rückführen eines Phänomens auf seine Ursache versteht. Mit andern Worten, so einleuchtend der Satz auch immer war, in der Philosophie war er doch ein mysteriöser Fremdkörper.

Nicht mehr so in der neueren Naturwissenschaft, die seit anderthalb Jahrhunderten - seit der Revolution der Thermodynamik - nicht mehr kausal-linear, sondern systemisch denkt. Der springende Punkt der systemischen Betrachtung, ohne den sie fast wertlos ist, war aber die Einsicht, dass sich Systemeigenschaften nicht stetig Schritt für Schritt aus der Addition einzelner Kausalitäten aufbauen (müssen), sondern emergieren (können) - schlagartig und unerklärlich. 

Das ist nicht mysteriös und auch keine Widerlegung des Kausalitätsprinzips. Denn auch emergente Ereignisse würden nicht geschehen, wenn nicht eine Reihe anderer Ereignisse zuvor eingetreten wären; allerdings nicht nach dem nur scheinbar begreiflicheren Prinzip von Druck und Stoß, das uns lediglich vertrauter ist, ohne dass wir wirklich einen Begriff davon hätten. Bei Licht besehen ist uns auch die Kausalität nur anschaulich gegeben und um nichts begreiflicher als die Emergenz.






Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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