Dienstag, 31. Dezember 2013

II. Philosophie ist kritisch.

Martin Büdenbender  / pixelio.de

Früher hieß es, Philosophie sei eine spezifisch abendländische Errungenschaft. Dann wurde gesagt, es gäbe auch eine indische, eine chinesische und sogar eine afrikanische und indianische Philosophie.

Weisheitslehren, die verkünden, was wahr ist, hat es immer und überall gegeben. Aber die Frage, was Wahrheit ist, ist allerdings im Abendland aufgebracht und ausgeführt worden. Sie setzt nämlich voraus, dass Wahrheit etwas ist, wonach ich fragen und was ich beurteilen kann – so wie jeder andere, der ebenfalls ich sagen kann. Setzt also voraus, dass ich mir die Fähigkeit zu eigenem Urteil zumesse; und mich nicht auf etwas verlassen darf, was mir von höherer Instanz “offenbart” worden ist. Und es setzt voraus, dass “es” Gründe “gibt”, auf die ich mich bei meinem Urteil stützen kann. – Beides mag man in Abrede stellen. Nur kann man sich dann an einer vernünftigen (!) Erörterung dieser Dinge nicht mehr beteiligen. 

Philo-Sophie hat ihren Namen daher, dass der “Sokrates”, wie er in Platos Dialogen auftritt, sich selber keinen sophos, keinen Weisen nennen wollte, sondern lediglich einen philo-sophos, einen Freund der Weisheit, der die Wahrheit sucht, weil er sie nicht hat.

Begonnen hat das mit Thales aus Milet in Kleinasien (650-560 v.Chr.). Der verkündete zwar auch nur, ‘was wahr ist’. Aber er unterschied bereits zwischen dem, was zu sein ’scheint’, und dem, was ‘wirklich’ ist. In Wirklichkeit sei nämlich alles Wasser. Dieser ‘Urstoff’ wurde von seinen Nachfolgern mal als “apeiron”, als das Grenzenlose bestimmt (Anaximander, 610-546 v.Chr), mal als “noûs”, als Weltvernunft (Anaxagoras, 500-428 v.Chr.).
 
Der entscheidende ‘Sprung’ trat ein mit Heraklit aus Ephesos (ebenfalls Kleinasien; 550-480 v.Chr.). Er meinte nicht nur, die Erscheinung von Werden und Vergehen sei das einzig Wirkliche (”Alles fließt” wird ihm zugeschrieben), hinter dem es kein Bleibendes gibt. Er wägt auch erstmals Argumente gegeneinander ab und urteilt, warum dieses gilt und jenes nicht. In einem strengen Sinn ist er der Vater der Philosophie.
 
Widersprochen haben ihm sogleich die Eleaten, die Anhänger einer Philosophenschule in Elea in Süditalien, allen voran Parmenides (540-470 v.Chr.). Ihnen zufolge ist im Gegenteil alles Werden und Vergehen bloßer Schein, das einzig Wahre ist das Sein selbst, “ontos on”; wahrnehmbar sei es nicht den Sinnen, sondern nur dem Denken. Auch sie argumentieren mit Gründen, und anscheinend ebenso plausibel wie Heraklit.
 
Plato aus Athen (427-347 v.Chr.) versucht, die widerstreitenden Argumente beider Parteien systematisch gegeneinander zu gewichten und “dialektisch” aufzuheben (wobei er seine Gedanken seinem Lehrer Sokrates in den Mund legt). Ausschlaggebend sind immer und lediglich Vernunftgründe, die einem Jeden zugänglich sind, der willens ist. Höhere Eingebungen gelten ihm nichts. Seither ist Kritik – von gr. “krínein”=urteilen – das Medium der Philosophie; nämlich derjenigen, die diesen Namen verdient: der abendländischen.



zurück: I. „Was ist Wahrheit?“ (Joh. 18,38)

I. „Was ist Wahrheit?“ (Joh. 18,38)


Was ist Wahrheit, fragt Pontius Pilatus, und will sagen: Es ist ja alles relativ… Klang es bei ihm philosophisch-resigniert, so machte die Postmoderne, die wir in diesen Tagen hinter unslassen, eine Tugend aus der Not: “Anything goes…”, krähte sie selbstgefällig-vergnügt: “…Hauptsache, es funktioniert!” 

Darin sind sich Analytische Philosophie, Konstruktivismus und Dekonstruktivismus, die seit Jahr und Tag konkurrierend das geistige Feld beherrschen, einig: Die Frage nach der Wahrheit ist “metaphysisch”, was so viel bedeutet wie: unstatthaft; denn sie sei so gefasst, dass darauf immer nur eine dogmatische Antwort möglich sei, nämlich eine, die aus Glaubenssätzen stammt und nicht aus vernünftigem Argument.

Am Anfang der Moderne – die die Postmoderne doch zu überbieten trachtete – stand, wie gesagt, die Romantik. Was das Wahre sei, war den Romantikern so ungewiss geworden, dass sie gelegentlich zu der Auffassung neigten, das Ungewisse sei selber das Wahre. Der Rationalismus und die “Aufklärung” des 17. und 18. Jahrhunderts hatte an die Stelle der geoffenbarten Wahrheiten der voraus gegangenen Dunklen Jahrhunderte die stolze Selbstgewissheit der Vernunft gesetzt. Aber die war durch Immanuel Kants Drei Kritiken gehörig ins Wanken geraten. Die Romantik war in Jena aus der unmittelbaren Anregung durch die ‘Wissenschafsftlehre’ Johann Gottlieb Fichtes entstanden. Der verstand sich als der Radikalisierer und Vollender von Kants kritischer bzw. ‘Transzendental’-Philosophie.

Zu der Zeit tummelten sich auf den öffentlichen Plätzen – wie heut im Zeichen der Postmoderne – jene, die meinten, die Wahrheit gebe es gar nicht, allenfalls Wahrheiten…, und sich dabei furchtbar schlau vorkamen. Aber das ist nur eine Ausflucht. Wenn diese ‘vereinzelten’ Wahrheiten wahr sein sollen, dann sind die es unbedingt. Wenn sie nur bedingt wahr sind, dann ist dasjenige, was sie bedingt, unbedingt wahr – oder Alles ist nicht wahr. 

Um die Frage, was das Wahre ist, kommen wir also nicht herum. Und halten wir gleiche eines fest, um das wir auch nicht herum kommen: dass das Wahre zunächst einmal als Frage “ist”.

 

*  Ein intellektuelles Gefühl.


Wahrheit ist keine Sache, sondern ein Verhältnis. Nämlich zwischen einem, der etwas weiß, und demjenigen, was er weiß. Das Wort sagt etwas über die Qualität dieses Verhältnisses aus: nicht, dass es ‘ist’, sondern dass es gilt. Etwas ‘gilt’ freilich nur für irgendwen. Und auch nicht an und für sich, sondern erst wenn und insofern er etwas tun will oder soll. Es mag auch nur ein rein gedankliches Tun sein: vorstellen und über Vorstellungen urteilen. 

Ob etwas ‘gültig’ und also “wahr” ist, wird sich erweisen im und durch den Vollzug dieser Handlung. Wenn also etwa das betroffene Urteil ‘richtig’ ist, und das heißt: zu weitergehendem Urteilen taugt. Hier passt ein ‘Fragment’ des Urromantikers Friedrich Schlegel: “Logik ist eine praktische Wissenschaft.”

Bis hierhin ist das eine rein pragmatische Bestimmung: Wahrheit erweist sich jeweils vor ihren Zwecken, sie ist eine Zweckmäßigkeit. Wahrheit ist nicht Etwas, das “ist”, sondern das, was sein soll. Das ist aber erst der Anfang. Richtig ernst wird es erst wenn nach den Zwecken selbst gefragt wird: wozu ‘Wahrheit’ taugen soll. “Gibt es” einen absoluten Zweck?

Darüber will ich gerne weiter diskutieren. Aber in einem Beitrag ist es natürlich nicht abzumachen. Es wird eine ganze Reihe nötig werden… Und mehr als einmal werden der Autor und seine Leser im Lauf der Auseinandersetzung das ungute Gefühl haben: Aber an der Stelle waren wir doch schon mal! Drehn wir uns im Kreis?

Ja, wir sind wieder am selben Punkt; aber diesmal ein paar Etage höher: Es ist wie eine Wendeltreppe.


wendeltreppe3

 

Montag, 30. Dezember 2013

Es gibt nichts Unbestimmtes.



Das logisch Unbestimmte ist phänomenal (entwicklungsgeschichtlich, genetisch) ein Zubestimmendes; nicht unbestimmt, sondern bestimmt als ein mit einem Mangel Behaftetes. Es ist als Frage gegeben. Es begegnet nicht als etwas, das im allgemeinen Verweisungszusammenhang der Bedeutungen keinen Platz hat, sondern als eines, dessen Platz noch aufzufinden ist. Es ist (schon) eine Aufgabe. 

Dem Tier begegnet in seiner geschlossenen Umwelt nichts schlechthin Bedeutendes, sondern immer schon ein Dieses-Bedeutendes. Was in seiner Umwelt nichts zu bedeuten hat, begegnet ihm nicht als unbedeutend, sondern begegnet ihm so-gut-wie-gar-nicht. Das Gesamt aller ihm möglichen Bedeutungen ist in seiner Umwelt, als seine Umwelt abgeschlossen. Es ist kein zu realisierender Verweisungszusammenhang, sondern realisiert sich selber als ein Dieses-hier-und-jetzt.

Der logischen Betrachtung erscheint das Reich der Bedeutungen als gegeben, der transzendentalen Betrachtung erscheint er als gemacht.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Zählen und Zahlen.


Zählstab, ca. 7000v. Chr.,  Etrurien,

Für Ordnungszahlen, die man zum Abzählen braucht, reichen die Finger unserer Hände; notfalls braucht man mehrere Hände. Für Zahlen im eigentlichen Sinn, nämlich solche, mit denen man rechnen kann, bedarf es von Anfang an der Schriftform. 'Es gab' kein Einmaleins, bevor es nicht einer aufgeschrieben hat. 

Das älteste Zahlensystem ist nicht älter als die älteste Schrift. Noch die alten Griechen benutzten Buchstaben, um Zahlen zu notieren.





Freitag, 27. Dezember 2013

Der Geist.



Der Geist führt einen ewigen Selbstbeweis.
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aus: Fragmente, Athenaeum, I. Bd., 2. Stück 


Donnerstag, 26. Dezember 2013

Das höchste Prinzip…


vulkanischer Riss

Sollte das höchste Prinzip das höchste Paradoxon in seiner Aufgabe enthalten? Ein Satz sein, der schlechterdings keinen Frieden ließe – der immer anzöge, und abstieße – immer von neuem unverständlich würde, so oft man ihn auch schon verstanden hätte? Der unsere Tätigkeit unaufhörlich rege machte – ohne sie je zu ermüden, ohne je gewohnt zu werden? Nach alten mystischen  Sagen ist Gott für die Geister etwas Ähnliches.

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Novalis, Logologische Fragmente [a], N°9


Mittwoch, 25. Dezember 2013

Fichte radikalisiert Kant.

knipseline  / pixelio.de

Kants Hauptwerk sind die Drei Kritiken. Darin analysiert ("kritisiert") er die tatsächlich zu beobachtenden Leistungen des menschlichen Geistes; die "reine" (theoretische) Vernunft, die "praktische Vernunft" (das moralische Wollen) und die Urteilskraft (worin er in kurioser Weise ästhetische Wertungen und Zweckerwägungen zusammenfasst).
 

Daraus, dass diese Leistungen tatsächlich geschehen, schließt er, dass ihnen jeweils ein "Vermögen" zugrunde liegen muss. Und ebenso, wie die Drei Kritiken offenbar ohne vorherigen Plan auf einander folgten, liegen Kants drei "Vermögen" unvermittelt neben einander, ohne dass ihr wechselseitiges Verhältnis klar würde. (Das ist ein ganz langes Kapitel für sich...)
 

Fichte "radikalisiert" Kant nun dahingehend, dass er überhaupt nur ein geistiges Vermögen voraussetzt, das an und für sich praktisch ist und das er in jeweils verschiedenen Hinsichten als "produktive Einbildungskraft", als schlechthinniges "Streben" oder eben als das (transzendentale) "Ich" bestimmt. Wobei festzuhalten ist, dass sein (einziges) "Vermögen" ebenso wenig wie Kants (drei) Vermögen naturalistisch oder psychologisch gemeint sind; so, als ob man sie durch empirische Forschung im Organismus "nachweisen" könnte. Sie sind "transzendental" gemeint: nicht als Tatsachenbehauptung, sondern als Sinnzuschreibung.

Auch in sittlicher Hinsicht radikalisiert Fichte Kant. Über jenen wurde gesagt, sein "kategorischer Imperativ" sei viel zu formal und inhaltsleer, als dass sich ein lebendiger Mensch daran ausrichten könnte. In Wahrheit ist er noch längst nicht formal genug und enthält noch viel zu viel Positives. Vernünftiger Weise lässt sich nur ein Imperativ aufstellen: Handle jederzeit nach deinem selbstverantworteten Urteil, Punkt.


aus e. online-Forum, 19. 10. 2007 

Dienstag, 24. Dezember 2013

Charakter der Menschheit.


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Bildsamkeit, als solche, ist der Charakter der Menschheit.
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J. G. Fichte, Gesamtausgabe, Bd. I/3, S. 379

Montag, 23. Dezember 2013

Die Spur des Schöpfers.

Fra Giovanni da Verona, Intarsien 

Der Begründer, nein: Anfänger der modernen Denkens ist allerdings Descartes mit einem radikalen Dualismus von res extensa und res cogitans. Radikal? Eben nicht: weil er der res extensa die cogitans ihrerseits als ens entgegen- setzt. Entgegen? Eben auch nicht, sondern zur Seite stellt – einander ebenbürtig, 'gleich ursprünglich', das heißt: gleichen Ursprungs – mit der Mathematizität als Spur des Schöpfers, der sie ihnen als gemeinsame qualitas mitgegeben hat.

Ich weiß gar nicht, ob ich es extra erwähnen muss - ein Erkenntnisproblem konnte er sich auf diese Art ersparen. 


Sonntag, 22. Dezember 2013

Instinkt, Intuition, Urteil.

strichcode, pixelio.de

...Wenn ich aus Instinkt handle, urteile ich nicht. Ich folge auch keinem Zweck, jedenfalls keinem, den ich 'selbst gewählt' hätte. Aber mal ganz davon abgesehen - 'Instinkt' kommt in der gegenwärtigen Biologie nicht mehr vor. Sie haben nach ihm gesucht und nichts gefunden. Das Wort wurde in der Aufklärungszeit aufgebracht, und zwar, um zu erklären, was wohl den Tieren die fehlende Vernunft ersetzen mag. Und später wurde dann der Instinkt gebraucht, um aus der spezifischen "Instinktentbundenheit" des Menschen wiederum seine… Vernunft zu erklären!
 

Intuition ist ganz etwas anderes. Sie ist der Rohstoff der Vernunft. Es sind die anschaulichen, bildhaften Vorstellungen, aus denen das produktive Denken wirklich besteht. Tritt mit der Reflexion das Urteil hinzu, kann von Willen, Zwecken, Bewußtsein usw. gesprochen werden.  
 

Ich darf noch einmal darauf hinweisen, daß ich ausdrücklich auch die rein gedanklichen Zwecke (das können logische Zwecke, ästhetisch-moralische Absichten und ideale Ziele sein) mit in den Kreis des Pragmatischen einbezogen habe. Von Nutzen, Vorteil und "Erfolg" ist daher an dieser Stelle noch gar nicht zu reden. Das ist nur die allerflachste Art von Zwecken; für die in der Tat das, was Du Deinen "Instinkt" nennst, oft genug ausreicht. Ich wollte aber gerade und ganz besonders über das Andre reden.

Fast hätt' ich es vergessen... Natürlich ist ein Urteil als logische Operation immer die Handlung eines Subjekts. Aber gerade als logische Operation beansprucht es eo ipso Objektivität, nämlich indem es sich auf Gründe stützt, die ihrerseits als "wahr" und gültig vorausgesetzt wurden, und zwar unabhängig davon, ob sie faktisch von irgendwem eingesehen werden. Ob diese Voraussetzung zutrifft, kann überprüft werden, und diese Überprüfung heißt Kritik. Kritizität ist das Unterscheidungsmerkmal der Wissenschaften gegenüber allen andern Formen des Meinens und Dafürhaltens.
 

Das eigentliche Problem ist, dass dieser kritische Rückgang auf die (immer weiter zurück liegenden) Gründe nie ein Ende findet. Denn als "wahr" und gültig können wir nur das anerkennen, das zureichend begründet ist: auf Gründen, die ihrerseits... usw.. Will sagen: dass man auf diesem Weg nie und nimmer einen Grund findet! Das ist das Paradox bei der Wahrheit. Jedenfalls, solange man die Suche nach ihr als eine theoretische Aufgabe betrachtet. 
...

aus e. online-Forum, in 2007 


Samstag, 21. Dezember 2013

Das Naturgesetz und die Schöpfung.


rundumkiel.de  / pixelio.de

Der Gegenstand der Naturwissenschaft ist dadurch definiert, dass der Natur ein Gesetz zugeschrieben wird: Was durch ein Gesetz bestimmt/geregelt ist, will ich als 'die Natur' auffassen; bzw. Naturwissenschaft ist Suchen nach Gesetzmäßigkeiten.

Impliziert: Das Gesetz lässt sich von den realen Vorgängen selber unterscheiden und so darstellen, als ob es 'an sich selber' gälte. Dann kann es auch so gedacht werden, als ob es 'vor' den Vorgängen 'da war'. Dann muss man sich zum Gesetz einen Gesetzgeber vorstellen – oder das Gesetz als ein Subjekt, das 'sich selber setzt'; was auf dasselbe hinausläuft:  "Schöpfung", intelligent design.

Man gerät logisch zur Annahme von einem Schöpfer; was die Vorstellung von einer Schöpfung und einem Gesetz suggeriert. Notwendig aber ist keins von beiden. Es fragt sich nur: "Warum sollte der Schöpfer sich die Mühe gemacht haben…?" Allerdings ist die Frage nach einer Ursache der Schöpfung logisch ebenso ungehörig wie theo- logisch.

5. 1. 13


Freitag, 20. Dezember 2013

Aber was heißt Natur?


J. Chr. C. Dahl, Vom Lyshorn

Die Bereitschaft, einen Teil der Res extensa unter dem Namen "Natur" von ihrem Rest zu unterscheiden, geht auf das Erbe aus animistischer Zeit zurück. Sie ist nichts anderes als das Apriori, sie grundsätzlich als Subjekt denken zu wollen. Als ein Subjekt: das ist eine nachträgliche Beigabe einer Reflexion, die sich noch nicht bis zur Wurzel vorwagt.

In Wahrheit kann das Wort nichts anderes bezeichnen als all das, was nicht von Menschen geschaffen ist. Daß es ipso facto aber 'geboren' oder 'gebärend' wäre wie er, ist eine grundlose Voraussetzung, die uns lediglich 'natürlich' erschien – womit sich ein Zirkel schließt. Nicht die so oder so gearteten Definitionen von 'Natur' sind zu rechtfertigen, sondern diese Vorstellung selbst; nicht zu reden von ihrer Verwendung in wissenschaftlichen Zusammenhängen.

Notizbuch, Dez. 2012




Donnerstag, 19. Dezember 2013

Bedeuten, urteilen, Freiheit.



'Auch das Tier lebt in Bedeutungen', hieß es in einem meiner Texte.

"...weil es mir der Hauptthese zu widersprechen scheint, derzufolge das Proprium Humanum doch die Doppelung von Erscheinungsstrom und Bedeutung ist, also die Bedeutungsstiftung als genuin Menschliches anzusehen ist", schrieb dazu ein eiliger Reviewer. Nicht beachtet hat er die kleine, aber spezifische Differenz: nur weiß es nichts davon. Weil die Menschen von den Bedeutungen der Dinge wissen, haben sie die Möglichkeit der Wahl. Jene haben sie nicht. Die Dinge haben Bedeutung für sie als Exemplare ihrer Gattung, aber nicht für sie als Subjekte. Sie müssen und können nicht urteilen.

Freiheit sei Einsicht in die Notwendigkeit, sagte ein Knecht. 


Wissen ist die Einsicht in die Möglichkeit von Freiheit.



 

Dienstag, 17. Dezember 2013

Philosophie und Weisheitslehre.

Manfred Janzen-Habetz, pixelio.de

Aus einem online-Forum, im Februar 2010:
 
... Die real existierenden Wissenschaften sind eben darum keine Philosophie, weil sie (ihrer Bestimmung nach: im Öffentlichen Raum ein Feld des Einverständnisses erzwingen zu können) positiv sein müssen. Sie müssen also in ihrer Praxis notwendig davon ausgehen, dass ein Wissen da ist, das (öffentlich) gegeben (und nicht erst noch aufgegeben) ist: "Stand der Wissenschaft". Insofern verfährt jede reale Wissenschaft (vorläufig) 'dogmatisch', wie Herr K. sagt. Dogmatistisch wäre sie, wenn sie vergäße, dass das gültige Wissen, von dem sie ausgehen muss, nur ein einstweiliges ist - und jederzeit von den Resultaten der wissenschaftlichen Praxis (und von nichts anderem) 'aufgehoben' werden kann.

Die Geschichte der Wissenschaften ist die Geschichte ihres Herausfallens aus der Philosophie (Galilei bis Newton): eine Scheidung, die zugleich zur Selbstbereinigung der Philosophie (Kant) geworden ist.



Von der Philosophie habe ich, anders als Sie, keine Idee, sondern einen Begriff. Ich sage: Philosophie ist, sofern sie Wissenschaft sein kann (oder will), lediglich negativ und kritisch. Das Feld des Positiven hat sie den Realwissenschaften (zu) überlassen - seit Kant.

Sie leistet aber damit nicht das, wofür sie vor zweieinhalb tausend Jahren erfunden worden ist: den Sinn des Lebens entdecken. Sondern nur dies: immer und immer wieder neu darzulegen, dass der Sinn des Lebens (oder "der Welt" oder wie man das immer nennen will) aus keinerlei positivem Befund heraus zu lesen ist, sondern als Problem, als Aufgabe, als Frage der praktische Lebensführung anheimgegeben ist.

Letztere Formulierung wird der eine ohne andere mit "existenzialistisch" beschreiben wollen, und das wollte ich nicht einmal zurückweisen. Zurückweisen würde ich allerdings, wenn er das nutzt für den Folgegesatz: "Das ist doch aber auch Philosophie!"

In einem strengen, und das heißt: wissenschaftlichen Sinn ist das keine Philosophie. 'Wissenschaftlich' bedeutet nicht: Gegenstand + Methode. Die sind beide sekundär, abgeleitet nämlich aus der wesentlichen Bestimmung: Wissenschaftlich ist das Verfahren, das nur die Bestimmungen gelten lässt, die auf die Tragfähigkeit ihrer Gründe erfolgreich geprüft wurden. Darin hat Plato die Anstrengungen seiner griechischen Vorgänger zusammengefasst (êpistêmê versus dóxa).

Überprüfen der Gründe, das ist Kritik, und die radikale, weil unendliche Kritik ist Öffentlichkeit. (Das ist ganz wurscht, ob die Wissenschaftler selber diesen 'kritischen' Begriff von Wissenschaft haben; denn kritisieren werden sie den lieben Kollegen so wie so.)

Der springende Punkt: Eine wie immer geartete Aussage über den Sinn der Welt, des Lebens, der... wird nie zu begründen sein, denn dann müsste sie irgendwann auf einen letzten Grund stoßen, der seinerseits nicht mehr begründet ist; der aber aus eben demselben 'Grund' nicht gelten kann - weil er eben nicht... begründet ist.

Langer Rede kurzer 'Sinn': Der Sinn der Welt pp. kann nicht (wissenschaftlich) bewiesen, sondern allenfalls (sofern man ihn will!!) behauptet werden. Das geeignete Medium seiner Darstellung ist nicht der (Begriffe folgernd miteinander verknüpfende) Diskurs, sondern die bildliche Anschauung: ist nicht Logik, sondern Ästhetik. (Lässt sich noch viel weiter ausführen...)

Ob dieses Genre, zu dem ich auch einiges beizutragen hätte, dann "Lebensphilosophie", "Philosophie der Tat" oder ähnlich genannt werden darf, ist einen Streit nicht wert. Entscheidend ist, welchem Zweck die Philosophie, 'sofern sie wissenschaftlich ist', nämlich die kritische, eigentlich dient; d. h. welchen 'Sinn' sie hat. Es ist, wie immer die Antworten jeweils ausfallen, Meta-Philosophie - ein Denken, Reden, Meinen über die Philosophie.

Als Motiv liegt sie der Philosophie 'zu Grunde'. Ausführen lässt sie sich allerdings erst, wenn die Philosophie ihre wissenschaftliche, weil kritische Arbeit vollendet hat. Der Anfang muss sich als Ende behaupten.


Ich bin freilich der Meinung, dass die Philosophie mit der "Kritischen" alias Tranzendentalphilosophie (Kant bis Fichte) ihrem Umfang nach 'abgeschlossen' ist; nämlich nur als Kritik besteht an allen ('metaphysischen') Versuchen, aus reinen Denkbestimmungen Aussagen über das Wirkliche destillieren zu wollen. Mit dem 'Umfang' ist allerdings nicht ihr 'Stoff' erschöpft; denn die Versuchung, aus einem (postulierten) 'Sinn' auf ein (vorfindliches) 'Sein' zu schließen, tritt tagtäglich im Alltagsverständnis wie im Wissenschaftsbetrieb in Gestalt ihrer Umkehrung immer wieder an das Denken heran: nämlich aus einem (zuvor klammheimlich mit 'Sinn' aufgeladenen) Sein (zirkulär) auf dessen (und meinen) Sinn zu schließen.

Ihre Sache ist es, das Feld des Denkens zu bereinigen.

Das schließt offenkundig die Möglichkeit aus, 'Sinn' als ein Objektivum aufzufassen. Ich meine also das Gegenteil von dem, was Sie bei mir verstanden haben; nämlich "dass der Sinn des Lebens (oder 'der Welt' oder wie man das immer nennen will) aus keinerlei positivem Befund heraus zu lesen ist, sondern als Problem, als Aufgabe, als Frage der praktische Lebensführung anheimgegeben ist." Sein Leben kann jeder nur selber führen. Und welchen Sinn sein Leben hatte, stellt sich am Ende als der rote Faden heraus, den er hindurchgesponnen hat. Der eine spinnt ihn bewusster ("Lebensphilosophie"), der andere intuitiver: je von Entscheidung zu Entscheidung. Über die "Richtigkeit" ist damit nichts gesagt. Mit andern Worten - ob ihm die Lehren der Kritischen Philosophie bei seiner Lebensführung geholfen haben oder nicht, steht ganz in den Sternen und ist seinem eigenen Urteil unterworfen. Dasselbe gilt für die diversen konkurrierenden Weisheitslehren, die er privatim für sich wählen mag oder auch nicht, und für die er niemandem (und das heißt: nicht öffentlich) Rechenschaft zu geben hat.

Ihre Erlebnisse mit dem Wissenschaftsbetrieb nenne ich deshalb privat, weil irgendein Anderer ganz andere Erlebnisse haben kann. Ich selber habe nie einen Posten im akademischen Betrieb bekleidet, weil ich nie einen erstrebt habe. Ich muss daher auch nicht verbittert sein. Dass ich meinen Bemühungen im Feld des Denkens eine größere Resonanz wünsche, als sie tatsächlich haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Nämlich auf dem Blatt, wo eingetragen ist, dass diese Bemühungen nicht im Geist der Zeit liegen. Das könnte ich ja ändern, wenn ich wollte, aber ich will es nicht.

Stattdessen bediene ich mich eines Mediums, das neu ist und dem die akademische Zunftphilosophie auf die Dauer nicht standhalten wird: des Internets.


Über meine "Wendeltreppe".


Michaela Rupprecht  / pixelio.de
Meine philosophische Wendeltreppe begann und endete mit der Frage: Was ist Wahrheit? 
Darüber kam es zu folgendem Schriftwechsel:

Es spricht m.E. vieles dafür, dass 'Die Wahrheit' ein 'Glaubensthema' ist. Denn 'Die Wahrheit' hielt erst Einzug in die Philosophie, als das griechische alitheia nicht mehr im Bedeutungsbereich 'Wahrhaftigkeit', 'Redlichkeit', 'Aufrichtigkeit' angesiedelt sein durfte, sondern unter den Übersetzungsbemühungen Friedrich Schleiermachers in den Rang 'absoluter Wahrheit' gehoben wurde. Der pietistische Schleiermacher übersetzt an fast jeder Stelle, wo Platon alitheia schrieb - ob nun bewusst und absichtlich oder einfach aus frommer Gewohnheit 'wortgläubigen' Bibellesens - 'Wahrheit', auch dann, wenn es sich um ganz alltägliche Wendungen wie 'Das ist so' oder "Ist das tatsächlich so gewesen?' oder 'Ich versichere, das ist wirklich so.' u.ä. handelt. Das Eigenschaftswort alithis bedeutet eigentlich 'unverhohlen, aufrichtig'. Homer - die älteste überlieferte schriftliche Quelle des Altgriechischen - hat alitheia stets in der Formel "die Wahrheit sagen" verwendet. Tucidines hat alitheia in der Bedeutung von Wahrhaftigkeit, Wahrheitsliebe, Aufrichtigkeit, Unverstecktheit, als Charaktereigenschaft eines aufrichtigen Mannes verwendet. Allgemein meint alitheia  'Wirklichkeit', 'wirkliches Vorhandensein', 'Realität', 'Naturgemäßheit', 'wirklicher Hergang'.

'Wahrheit' bezeichnet damit etwas Konkretes, etwas, was beobachtbar ist, aber vom Beobachter 'verfälscht' werden kann. In der griechischen Wendung "etwas aus dem rechten Gesichtspunkt betrachten"  wird 'rechter Gesichtspunkt' mit dem Wort alitheia bezeichnet und sollte vielleicht besser mit 'redlichem Gesichtspunkt' übersetzt werden. Das in dieser Redewendung verwendete skopeithai - Grundwort der so verpönten 'Skepsis' - weist zudem auf gründliches Beobachten hin. Etwas aus dem rechten Gesichtspunkt betrachten könnte demnach eher heißen: 'Etwas mit wachen Sinnen vorurteilsfrei und redlich beobachten', das ist der rechte Gesichtspunkt. Zu mehr - so waren sich die alten Philosophen einig - ist der Mensch nicht fähig.

Die einzigen Leute wohl, die zu Zeiten der alten Griechen 'Wahrheit' im Sinne einer 'absoluten Wahrheit' gebraucht haben dürften, waren vielleicht ägyptische Priester, deren Oberpriester eine Art 'Schmuck' mit sich führten, zum Zeichen der Wahrheit und Gerechtigkeit, der in der griechischen Sprache mit alitheia bezeichnet wurde. Gerade mit letzterem könnte vielleicht deutlich werden, dass die Griechen wohl wussten, dass 'Die Wahrheit' als religiöses Machtzeichen aufzufassen war. Ihre eigenen Priester haben vergleichbares nie getragen, weil die Griechen nie einen die 'Wahrheit besitzenden Priesterstand' hatten, der über sie herrschte und ihnen - im Unterschied zu den Persern und Ägyptern - vorschrieb, wie und was sie über die Götter zu glauben und zu denken hatten. Denn die Götter waren - wenn auch mächtig - so doch gleichwohl unberechenbar und veränderlich wie die Menschen selbst.

Wohl stand auf 'Asebie', d.h. die Leugnung der Götter Todesstrafe oder zumindest Verbannung in Athen, aber darüber hinaus durfte geglaubt werden, was immer man wollte, solange es der Gemeinschaft nicht abträglich war. Hier hatten die Griechen eine Gelassenheit, die das westliche Abendland im Zuge der 'dogmatisierten christlichen Wahrheit' nicht mehr kannte. Diese Gelassenheit könnte Folge einer allgemein griechischen Selbsterkenntnis sein, die im als homo-mensura-Satz 'verteufelten' Ausspruch des Protagoras seinen Ausdruck findet: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge!" dessen Fortsetzung in der Regel unterschlagen wird und damit einer Interpretation Vorschub leistet, die der Redlichkeit und Wahrheitsliebe der Traditoren Hohn spricht. Denn der Satz geht weiter: "Für mich sind die Dinge so, wie sie mir erscheinen und für dich so, wie sie dir erscheinen." Damit wird nichts weiter beschrieben, als dass jeder Mensch seine eigene Sichtweise auf die Dinge hat. Eine Beobachtung, die nicht nur jeder Richter heutzutage, sondern auch jeder Mensch selbst machen kann. Mit dem Wort 'Dinge' ist das griechische Wort chremata gemeint, was eigentlich die Eigenschaften der Dinge meint, also das, wie etwas ist. Und wer wollte bestreiten, dass sich die Menschen untereinander ständig darüber uneins sind, wie etwas ist? Wie es kommt, dass die banale Einsicht des Protagoras in die Beschränktheit individueller Sichtweisen in den Rang eines 'verwerflichen Relativismus' geriet, möchte ich hier nicht im Einzelnen erörtern. Wohl aber den Gedanken zur Diskussion stellen, dass nur derjenige die banale Tatsache individueller Sichtweisen als verwerflichen Relativismus auffassen 'muss', für den 'die Wahrheit' eine 'absolute Denkfigur' ist, wie sie vergleichbar der Stuhl Petri in Rom machtvoll lehrend täglich in die Welt hinausposaunt.

Philosophieren geht aber vom Menschen aus und nicht von einer 'absoluten Wahrheit'. Schon Platon lässt seinen Sokrates in verschiedenen Situationen da von 'Glauben' reden, wo Wahres nicht mehr zu beobachten ist, wo konkret erlebbare Wirklichkeit verlassen wird, zugunsten einer noetischen 'Erkenntnis', was später dann mit Metaphysik bezeichnet wird.

Der Mensch möchte Wahres finden, denn er muss um handeln zu können, urteilen. Dieses Wahre ist aber etwas vergängliches, etwas relatives. Jeder erlebt es täglich an sich selbst, das, was er gestern für wahr hielt, heute schon nicht mehr wahr ist, bzw. keine Gültigkeit mehr hat. Diese Veränderlichkeit können auch keine Vernunftgründe aus dem Weg räumen, denn 'Vernunft' ist eine gleichfalls metaphysische Denkfigur, die sich im westlichen Abendland zu einem ebenso starren Gebilde verfestigt hat, wie die Wahrheit. Sie wird benutzt, um mit Erklärungen da zu herrschen, wo wir dem Konkreten - so wie es m.E. auch schon die Griechen taten - verpflichtet sind.  Wir sollten uns von beiden Denkfiguren, sowohl der 'Vernunft', als auch der 'Wahrheit' verabschieden. Nicht Vernunfturteile sollten weitere Vernunfturteile begründen, sondern das Hinsehen auf das Konkrete sollte jedem Urteil vorausgehen. So wird jedes Urteil zum ersten Urteil und wir brauchen uns nicht zu zerstreiten über das, was angeblich die Vernunft 'weiß'. 

Monika Wirthgen 



Die Etymologie führt weniger weit, als man denkt. Wenn ich dir nun entgegnete: a-letheia kommt von a-lethés, und dieses wiederum von lethés = verborgen, vergessen? Dann ist aletheia allerdings, wie du sagst, die Unverhohlenheit, sofern von einem redenden Subjekt gesprochen wird – aber die Unverborgenheit, die Entborgenheit, die Entdecktheit, sofern es um eine beredete Sache geht. Und was ist "entborgen"? Eben dasjenige, was gewöhnlich unterm sinnlichen Schein der genesis, der Erscheinung, des Werdens "verborgen" liegt. Nenn es das Wahre, nenn es meinetwegen das Eigentliche, das Wesentliche, das Seiend-Seiende. Ontos on – das ist, wonach (undeutlich) schon Thales, deutlich (aber negierend) Heraklit und explizit Parmenides gefragt haben. Das wahre Sein entdecken hinterm Schein des Sinnfälligen, das nennt sich seit Platos 'Sokrates' Philosophie. Heraklit sagt: 'Dahinter' ist Nichts, das Werden und Vergehen ist das einzig Währende, 'Wahre' (=etymologisch nicht verwandt). Vielleicht hat er die Dynamik, die darin wirkt, als logos bezeichnet und mit dem "Feuer" verbildlicht; vielleicht etwas anderes – er ist eben der Dunkle. Gar nicht dunkel sind die Eleaten. Was sichtbar ist, ist nur Schein. Was ist, ist nur dem Gedanken zugänglich, niemals dem Augenschein. Es sieht nur so aus, als würde Achilles Zenons Schildkröte überholen; "eigentlich" überholt er sie nicht. Würde Zenon von aletheia reden (tut er's?), dürfte man ihn guten Gewissens mit 'Wahrheit' übersetzen.

Das ist die Problemlage. Wie oft Schleiermacher Platos aletheia besser als Wahrhaftigkeit denn als Wahrheit hätte übersetzen sollen, ist demgegenüber nicht wirklich wichtig.

Wahrheit und Wissen sind Wechselbegriffe. Wissen kann man allein Wahres; alles andere muss man glauben. In 'Wahrheit' geht es im griechische Denken vom Anfang dessen, was man rückblickend Philosophie nennen darf, um den Unterschied von Meinen, doxa, und Wissen, episteme. Darum heißt der ausgezeichnete Gegenstand  der Philosophie 'das Wahre'. "Erschienen" ist es zu allererst als Frage. Dass es bis zum Ende eine solche bleiben könnte, halten nicht nur Skeptiker, sondern auch Transzendetalphilosophen für denkbar.

Da sind wir auch gleich bei Protagoras. Dass der Mensch das Maß aller Dinge sei – 'der seienden, dass sie sind, der nicht seienden, dass sie nicht sind' (es kommt wohl auf die Überlieferung an) -, nämlich die 'a priorischen' Leistungen des absoluten alias 'transzendentalen' Subjekts…, das würde Dir kein Kantianer bestreiten wollen. Ist also längst nicht so unerhört, wie Du sagst.

"Der Mensch möchte Wahres finden, denn er muss, um handeln zu können, urteilen" – das ist in der Tat der springende Punkt. Handeln und urteilen ist in der Lebenswirklichkeit ein und dasselbe. Aber man muss es in seiner ganzen Radikalität, das heißt Einfachheit und Abstraktion fassen. Der Mensch muss urteilen, um handeln zu können. Warum muss er handeln? Weil er 'frei' ist. Und das war die abendländische Revolution. Der homerische Mensch war ein Spielball der Götter, ein blinder Gegenstand eines ihm unergründlichen Schicksals. Was immer er sich bei seinem Tun denken mochte – vor der nemesis war es alles gleich-gültig.

Ein (virtueller) Zeitgenosse von Heraklit und Parmenides war Aischylos. Er hat die erste 'moderne', erste abendländische Figur geschaffen, Antigone. Sie ist zwar nicht modern im Hamlet'schen Sinne, dass sie abwägte und zauderte; nein, ihr Entschluss steht von allen Anfang fest. Sie schwankt nicht in ihrer Wahl zwischen dem Alten und dem Neuen Gesetz. Aber gewählt hat sie! Das unterscheidet sie von einer archaischen, "morgenländischen" Vergangenheit: dass sie gewählt hat, darauf kommt es an. Im Leben des freien Subjekts gibt es jeder Zeit mindestens zwei Möglichkeiten. Oder auch, ein Leben wird dadurch zu dem eines freien Subjekts, dass es zu jeder Zeit zwischen mindestens zwei Möglichkeiten wählt. Und wer wählt, braucht einen Grund, ohne den kann kein Urteil gelten. Wäre ich selber nur ein Ereignis dieses Moments, könnte mir ein Grund reichen, der nur eben jetzt 'gilt'. Aber ich bin Ich, weil ich weiß, dass ich eine Geschichte haben. Ich war vorhin, in bin jetzt, ich werde nachher sein. Um derselbe zu sein, brauche ich einen dauernden Grund. Ich meine: einen mich überdauernden Grund.

Und da fangen all die Probleme erst an. Wollte ich meine Ichheit ein für alle Mal mal verbürgt wissen, müsste es einen 'endgültigen' (ersten oder letzten) Grund geben. Soll er aber gelten können, müsst er seinerseits begründet sein. Ist er begründet, dann ist er nicht der letzte Grund. Und so weiter… Es müsste einen Grund geben, der gelten kann, ohne seinerseits begründet zu sein; durch bloße Anschauung, alias "Evidenz".

Der Haken ist nur, dass ich, was mir als evident vorkommt, einem andern nicht demonstrieren kann. Ich kann darüber erzählen, Bilder malen, "in Zungen reden". Kann es "zeigen". Ob ein Anderer mir glaubt, darauf habe ich wenig Einfluss.

Insofern komme ich zum Schluss zu Deinem Ausgangspunkt zurück. Aber, wie es sich für eine Wendeltreppe gehört, eine ganze Windung weiter. 

JE

Montag, 16. Dezember 2013

Wahr.

Jens Goetzke  / pixelio.de

"…(das und das und das…) ist zweifellos wahr." – Die Frage war aber nicht, was alles wahr sein mag. Die Aufzählung könnte bis ans Ende der Zeit nicht abgeschlossen werden. Die Frage ist vielmehr, woran man erkennt, ob etwas wahr ist.

[Man könnte sich Wahrheit als ein universell vorkommendes Stöffchen vorstellen, das den Dingen (Gegen- ständen, Sachverhalten, Gedanken…?) in unterschiedlich starker Dosis "beigegeben ist". Dann wäre Wahrheit ein Seiendes neben andern Seienden, denen es sich mitteilt oder nicht, und die ihm gegenüber folglich auch gleichgültig sein könnten: zugleich weder wahr noch unwahr; und das wäre ein Widersinn.]

Unter Wahrheit ist also nur der Modus, die Qualitas des Wahrseins zu verstehen. Die Sachen "stehen" in diesem Modus oder nicht, tertium non datur. Es ist der Modus des Geltens: Nur Aussagen können gelten oder "wahr sein", Dinge nicht. Aussagen über Dinge können wahr sein oder nicht.

"Wahr ist eine Aussage, wenn sie mit dem Sachverhalt übereinstimmt." – Das ist eine rein verbale Bestimmung. Sie hat keinen eigenen Inhalt. Denn was soll Übereinstimmung - 'adaequatio' – denn bedeuten? Das war doch gerade die Frage!

Um etwas zu bedeuten, bedürfte sie eines Dritten, eines Kriterion, eines Prüfsteins – und der wäre dann "das Wahre".

Gibt es einen solchen Prüfstein? - Offenbar nicht.

Muss es ihn geben, damit etwas wahr oder unwahr sein kann? - Offenbar.

Muss alles wahr oder unwahr sein? – Die Frage stellen heißt sie beantworten.

in 2007 



Sonntag, 15. Dezember 2013

Wissen.

Markus Kräft  / pixelio.de

Eine Diskussion in einem online-Forum im Mai 2009


...Wissenschaft ist, was Wissen schafft.

Nein. Wissen kann auf alle erdenklichen und wohl sogar auf unerdenkliche Weisen 'entstehen'. Das Wissen, das Wissenschaft schafft, ist geprüftes Wissen. Ob nämlich ein Wissen 'wahr' ist oder nicht, kann nicht von der Art und Weise seines Zustandekommens abhängig gemacht werden. Vielleicht ist der religiöse Glaube an einen persönlichen Gott ja wahr. Es kann nach der Natur des Glaubens aber nicht geprüft werden.

Sag mir nicht, Glauben sei nicht Wissen. Der Glaubende wird Dir sagen, das sei gehupft wie gesprungen, und gar: sein Glaube sei sicherer als Dein Wissen.

Deine Bemerkung vereinfacht das Problem nicht, sondern verschiebt es in die Region des Unergründlichen, womit nichts gewonnen, sondern alles verloren ist. 'Was Wissen ist', kann immer nur im Wissen ausgesagt werden. Die Frage setzt ihre Antwort schon voraus. Mit der Frage 'Gibt es Wissen?' steht es nicht besser.

'Ich weiß heißt: Es ist mir als gewiss bekannt', sagt Wittgenstein auf seine tautologische Art.


...Nunja, irgendwann wird man das Wissen "glauben" müssen, irgendwann muss man springen und das Wissen formulieren. ...

Hoppla, nicht so schnell! Das ist erst das letzte Wort der Philosophie (sofern sie theoretisch und selber Wissenschaft ist) und nicht schon das zweite oder dritte.

Danach, wenn alles Theoretische erledigt ist, kommt nämlich die "praktische" Philosophie - wo es um die Zwecke geht und nicht um die hinreichenden Gründe: Diese muss man auffinden, aber jene muss man 'setzen'; aus freien Stücken behaupten. Und da steht dann als erstes die Frage: In welcher Absicht "muss" man glauben, wozu will man 'wissen'? Das hat nämlich Folgen in dem, 'was' man schließlich zu 'wissen' bekommt. Und dann wird man finden: Das Wissen der exakten alias 'Natur'wissenschaften rechtfertigt sich durch seine Nutzanwendung in unserm Stoffwechsel mit der Natur. Da kann einer stehen bleiben und sagen: Mehr als Stoffwechsel (und vielleicht auch noch Fortpflanzung, aber das fällt ins selbe Kapitel) braucht das Leben nicht zu seiner Rechtfertigung. Widerlegen kann man ihn nicht. Aber gering schätzen und verhöhnen.

(Das heißt, 'eigentlich' käme die praktische Philosophie vor der theoretischen. Aber das weiß man erst nach der Kritik der realen Wissenschaften durch die theoretische Philosophie. Versucht man es andersrum, kommt ein x-beliebiger Dogmatismus heraus, den man ebenso gut glauben wie auch nicht glauben kann.)


...Die Abhebung des öffentlichen Wissens vom privaten Wissen ist mir nicht ganz klar…

Glauben zum Beispiel ist ein privates Wissen. (Dass er öffentlich zur Schau gestellt wird, tut nichts zur Sache.) Das Wissen, dass meine Nase juckt, auch. (Dass es sich öffentlich überprüfen ließe, tut ebenfalls nichts zur Sache - solange es nicht geschieht.)


Aus "...dass die hinreichende und erschöpfende Definition von Wissenschaft die sei, dass sie öffentliches  Wissen ist"  ist doch abzuleiten, dass privates Wissen kein Wissen ist, oder?

Aber nein, ganz und gar nicht. Der Zufall oder die Vorrrsehung könnte es so eingerichtet haben, dass ich schlechterdings alles weiß - und natürlich 'wahr' weiß. Aber solange ich meine Weisheit für mich behalte und sie schließlich mit ins Grab nehme, ist dieses Wissen niemals Wissenschaft geworden. Auch wenn ich alles austrompete, aber keiner hört mir zu - weil keine Redaktion meine Texte druckt und/oder weil im Internet sowieso die Brüllaffen den Ton angeben -, dann würde es auch nicht zu Wissenschaft, sondern ginge ungehört unter. Wenn es mir nun gelänge, immerhin ein paar Getreue um mich zu scharen, dann würde mein (wohlbemerkt immer noch 'wahres') Wissen zu einer (immer noch unwissenschaftlichen) Sektenlehre; und falls unter den Adepten die Sektierer die Oberhand gewännen, dann würde eine Geheimlehre nur für die Auserwählten daraus. Und wohlbemerkt: Alles, was sie wüssten, wäre immer noch 'wahr'. Nur zu Wissenschaft würde es nimmermehr...

Bei den alten Griechen bildeten die Pythagoreer so eine Sekte. Man hat nie erfahren, was dort im Besonderen gelehrt wurde. Ich will nicht sagen, dass das historisch irgendwie wahrscheinlich wäre - aber logisch auszuschließen ist es nicht, dass das 'alles wahr gewesen' ist.

(Ich kann von Glück reden, dass sich meine Philosophierungen der Sache nach so wenig zu einer Geheimlehre eignen!)


Hmm, privates Wissen, das es mangels Öffentlichkeit nicht zur Wissenschaft schafft?! Ist es zulässig Wissenschaft von seiner Verbreitung bzw. Akzeptanz abhängig zu machen?

"Akzeptanz"? Um Himmels willen, nein!

Nicht, weil Schulz und Meier sich auf irgendwas ('Konsensfähiges') "verständigt" hätten, entsteht Wissenschaft; sondern weil in der Öffentlichkeit die Überprüfung der Gründe verallgemeinert und eo ipso radikalisiert  ist - so dass sie jedes Mal bis an die 'Wurzel' (lat. radix) geht. Da wird dann keiner mehr gefragt, ob er irgendwas "akzeptieren" mag. Sondern das, was der verallgmeinerten Prüfung standgehalten hat, GILT (einstweilen definitiv). Wer's nicht "akzeptiert", bleibt als 'Privatmann' zurück (gr.Privatmann: idiôtês).

Bekanntlich sind übrigens die Wissenschaftler heute wie je eine ganz kleine Minderheit in einem Meer von Privatleuten. Weil aber im Jahrhunderte langen Prozess der Veröffentlichung des Wissens sich 'Wissenschaft' zu einer gesellschaftlichen Instanz ausgebildet hat, will auch unter den Privatleuten keiner mehr gern ein Idiot sein; und darum hat das Wort der Wissenschaft gesellschaftliche Autorität. Weil und solange der Prozess der verallgemeinerten Überprüfung niemals abgeschnitten wird.


...Überhaupt gefällt mir der Ansatz immer weniger, ich glaube. eine soziologische Beschreibung der Wissenschaft, nichts anderes liegt hier vor, ist ungünstig.

Soziologisch wäre meine Sicht, wenn es sich beim Prozess der öffentlichen Kritik um eine Akkumulation von Stoff, um ein Tauschgeschäft oder um die Ermittlung eines Durchschnitts handeln würde. Es ist aber ein Vorgang der Reduktion. Das ist ein logisches Geschehen. 


Freitag, 13. Dezember 2013

Hermann Lotzes halber Treffer.


w.r.wagner, pixelio.de
nach Hermann Lotze, "Logik" III (1874), Abschnitt 316:

Für Lotze sind

   - Sein (das den Dingen zukommt);
   - Geschehen/Ereignis (das unseren Vorstellungen zukommt), und
   - Gelten (das unsern Sätzen und Urteilen zukommt)
 
drei originäre Weisen von Wirklichkeit.

[Die Gegebenheitsweise von 'Geschehen' ist erleben; 'Geschehen' ist schon reflektiert: 'vorgestellt'; die beiden andern 'Wirklichkeitsweisen' sind darin 'enthalten';*ego.]

aus e. Sudelbuch; 10. 8. 88
 
*) =Erst in der Reflexion 'fällt' das als Geschehen vorgestellte Erleben in Sein und Gelten 'auseinander'.  
2013

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Fröhlicher Wissenschafter.


                                                             Diego Velázquez, Demokrit, der lachende Philosoph

Die Vernunft gebietet, zu allem, was erscheint, einen hinreichenden Grund zu finden; wie könnte ich es sonst vor mir rechtfertigen?

Nur für mein Dasein, vulgo Existenz, gibt es keine Begründung, es ist mir zufällig (vulgo kontingent). Das tra- gische Gemüt verfällt darüber in Unglück und Pathos.

Der Fröhliche Wissenschafter kann sich dagegen ein Lachen nicht verkneifen.




Mittwoch, 11. Dezember 2013

Wenn die Welt erkennbar sein soll.


daniel stricker  / pixelio.de

Wenn in dem beständigen Flusse aller Dinge nichts Festes, Ewiges beharrte, würde die Erkennbarkeit der Welt aufhören und Alles in Verwirrung stürzen. 
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Gottlob Frege, Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch-
mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl. Breslau 1884, Vorwort, S. VII


Nota. - Richtig musste es heißen: Damit die Welt erkennbar wird und nicht Alles in Verwirrung bleibt, müssen wir ihr etwas Festes, Ewiges, Beharrendes voraussetzen.
JE 


 

Dienstag, 10. Dezember 2013

Der Mensch kann nein sagen.



                                                                                                                                                         Axel Hopfmann, pixelio.de    
aus e. online-Forum:

['Nur der Mensch kann nein sagen'...]

...Eine Entweder-oder-Figuration wäre kein Ersatz für die Verneinung. Denn sie setzt immer zwei positiv bestimmte Alternativen gegeneinander; und nur die. Sowohl logisch als auch erfahrungsmäßig im wirklichen Leben eröffnet aber das Nein einen offenen Raum von unbestimmt vielen anderen Möglichkeiten. Tatsächlich wird bei der Entscheidung zwischen nur-zwei Möglichkeiten die eine der beiden ja nur dadurch ausgeschieden, dass die andere ihr (positiv) vorgezogen wurde. Das läuft nur faktisch auf die 'Negation' der andern Möglichkeit hinaus; aber sie 'bedeutet' sie nicht - und um Bedeutungen geht es hier.

Das ist keine Haarspalterei, denn dass auch Tiere - nicht einmal nur Primaten - von zwei Möglichkeiten die gefälligere wählen können, ist offenkundig. Da kommt man ganz ohne die Hypothese des freien Willens aus, das lässt sich ohne weiteres auf genetische Disposition ("Instinkt") zurückführen. Es ist nämlich vielmehr das Einverständnis mit dem (mehr oder weniger) 'Besseren', als die Verneinung von etwas als falsch Erkanntem. Für das eine reicht schlichtes und einfaches "behavior". Für das andere braucht es ein Urteil.

Das ist der springende Punkt: 'Der Mensch kann Nein sagen' heißt: Der Mensch kann urteilen. Genauer gesagt, er muss urteilen, weil er in einer Offenen Welt lebt, für die es kein genetisches Programm gibt. Das bedeutet 'Freiheit' im transzendentalen Verständnis. 

in 2007

Montag, 9. Dezember 2013

Kriterium des Wahren.


Rainer Sturm, pixelio.de

Veri criterium sit id ipsum fecisse.
Kriterium des Wahren ist, es selber geschaffen zu haben.
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Giambattista Vico, Liber Metaphysicus;
De antiquissime Italiorum sapientia liber primus, München 1979, S. 44/45



Sonntag, 8. Dezember 2013

Einen Akt der Freiheit begreifen wollen.



Erhard Ruhland  / pixelio.de
Es würde aber unrichtig sein, wenn man hierbei mit seinem Urteile stehen bleiben und behaupten wollte, er könne auch keinen anderen Charakter haben, als er habe. Er soll schlechthin sich einen anderen bilden, wenn sein gegenwärtiger nichts taugt, und er kann es; denn dies hängt schlechthin ab von seiner Freiheit. Hier ist etwas Unbegreifliches; und es kann nicht anders sein, weil wir an der Grenze aller Begreiflichkeit, bei der Lehre von der Freiheit in Anwendung auf das empirische Subjekt, stehen. ... Begreifen heißt, ein Denken an ein anders anknüpfen, das erstere vermittelst des letzteren denken. Wo eine solche Vermittlung möglich ist, da ist nicht Freiheit, sondern Mechanismus. Einen Akt der Freiheit begreifen wollen, ist absolut widersprechend. Eben wenn sie es begreifen könnten, wäre es nicht Freiheit.  

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J. G. Fichte, Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre, SW Bd. IV, S. 181f.