K. Malevitch, Schwarzer Kreis, 1923
Einfachheit ist kein Attribut des Wirklichen. Im Gegenteil, auszeichnendes Merkmal der Erscheinungswelt ist - von den Eleaten bis Kant - das Mannigfaltige. Das Einfache 'gibt es' immer nur als Erzeugnis einer Denkarbeit. Es ist Ergebnis des Prozesses von Reflexion und Abstraktion. Es handelt sich wohlbemerkt um ein und denselben Prozess: Wer auf das Eine absieht, sieht dabei von dem Andern ab.
Das Ein-fache, das dabei zustande kommt, ist
ein Ein-seitiges, gewiss doch: Es ist ja Resultat einer Absicht. Ist die
Absicht gerechtfertigt, so ist es auch die dazu gehörige Einseitigkeit. 'Kritisch'
ist das Denken nicht, wenn es
Einseitigkeit vermeidet; denn ohne Vereinfachung ist gar kein Denken. Sondern
indem es die zu Grunde liegende Absicht ausspricht und ihre Berechtigung prüft.
Rechtfertigen kann sich die Absicht aber wieder nur durch ihr Ergebnis.
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