Montag, 2. Oktober 2017
Vernunft ist Bestimmtheit des Wollens.
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Es entsteht aus der Bestimmtheit durch mich selbst ein Gefühl, und aus diesem der Gedanke meiner selbst. Also ich finde mich als Objekt und bin mir selbst Objekt; aber ich kann mich unter keiner anderen Bedingung finden, als dass ich mich finde als Individuum unter mehreren geistigen Wesen.
Es ist ein Hauptsatz des kritischen Idealismus, dass von einem Intelligiblen ausgegangen wird. Dies hat uns ge- trieben bis zu einem reinen Wollen, das empirische [Wollen] langt nicht zu. Jede meiner irdischen Bestimmungen bezieht sich auf meine ursprüngliche Bestimmtheit und ist nur unter ihrer Voraussetzung gedenkbar; dieses Ver- mögen könnte ich mir nicht zuschreiben, wenn ich es nicht fände; aber ich kann es nur finden als die Bestimmt- heit und das reine Wollen.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 150
Nota. - In der Literatur wird es gelegentlich so dargestellt, als bräuchte F. die Vorausetzung "mehrerer" geistiger Wesen, um 'irgendwie' die apriorische Sozialisiertheit der Menschen ins System des sich-selbst-setzenden-Ich doch noch aufzunehmen; eigentlich: von der Seite her einzuschieben.
Tatsächlich ist die Prämisse einer 'Reihe vernünftiger Wesen' nichts anderes als die Vorausgesetztheit einer 'intel- ligiblen Welt'. Die intelligible Welt wiederum ist nichts anderes als - die Vernunft selbst. Mit andern Worten: Ver- nunft ist nichts anderes als das praktische Übereinkommen wirklicher Personen, im wechselseitigen Verkehr nach gemeinsamen Zwecken = empirischen Willensbestimmungen zu suchen und fortzufahren. Diese Übereinkunft schafft in der Zeit nicht nur faktische, sondern auch logische (real logische) Folgen. Vernunft ist nichts Gegebenes, sondern Vollzug einer Absicht.
JE
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