Samstag, 14. Oktober 2017

Genetisch heißt nicht historisch.



Eins ist in unserer Geschichte nicht vorgekommen: dass Menschen isoliert lebten und sich erst zusammentun mussten, um sich zu vergesellschaften. Die Menschen lebten schon in großfamilialen Verbänden, bevor sie überhaupt Menschen wurden. Ein geschichtliches Ereignis war es vielmehr, dass gesellschaftliche Bildungen entstanden, in der sich die Individuen individualisieren und zu Einzelnen vereinzeln konnten. Und in der wirklichen Geistesgeschichte musste ein bestimmtes Ich aus einem unbestimmten 'wir' sich erst heraus bilden, um sich als einem Nicht-Ich entgegengesetzt setzen zu können.

Manche Binsenwahrheit muss erst ausgesprochen werden, bevor sie einleuchtet: Die Wissenschaftslehre ist nicht die wirkliche Entstehungsgeschichte des Bewusstseins. Sie hebt an auf dem Punkt der bürgerlichen Gesellschaft, wo sich die Individuen als Subjekte ihres Lebens vorkommen und zu anderen Subjekten in Konkurrenz treten. Versippte Haufen, die aufeinander einschlagen, brauchen keine Vernunft, nicht nach außen und nicht nach innen.

Die wirkliche Geschichte des Bewusstseins begann nicht mit dem Vereinigen, sondern mit dem Trennen. Von dieser Trennung geht die Wissenschaftslehre aus.


3. 12. 14 






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