Sonntag, 19. Juni 2016

Reden könnten die Affen; sie wissen nur nicht, worüber.


Süddeutsche

"Das grundlegende Interesse am Anderen ist etwas Menschentypisches" - da hat wohl ein Wissenschaftler seiner Sentimentalität den Vortritt gelassen. Das Interesse am Andern - wie geht es dir, was empfindest du im Hier und Jetzt? - hatten alle Tiere, bevor sie die ersten gestischen oder tonalen Symbole erfanden, längst in Mimik und Körpersprache gepackt, wo sie nicht nur ausreichen, sondern sogar deutlicher sind als Worte, die lügen können. 


Gleich fällt auch die Rolle der sozialen Kommunikation beim Nahrungserwerb ein, namentlich der gemein-samen Jagd. Doch so viele Tierarten jagen in Gruppen, ohne auf Worte angewiesen zu sein!

Wie geht das?

In den Umwelten, in denen sie sich seit Jahrtausenden eingerichtet haben, hat alles, was begegnet, seine ange-stammte Bedeutung. Eigentlich verständigen muss man sich da nicht, sondern allenfalls auf das eine oder ande-re hinweisen. Die Kommunikation ist rein demonstrativ, zum Fragen, Erwägen und Verneinen gibt es kaum Anlass.

Ganz anders unsere Vorfahren, als sie sich auf die Hinterfüße stellten und ihre angestammte Urwaldnische im afrikanischen Graben verließen. Sie hatten nicht eine Nische gegen eine andere Nische getauscht, sondern hatten sich als Vaganten eine weite Welt eröffnet, in der nichts eine angestammte Bedeutung hatte, wo man für alles eine Bedeutung erst neu erfinden musste - und sich mit andern darüber austauschen. Dafür ist die Entwick-lung von komplexer artikulierter Sprache nötig. Es geht um die Verständigung über die Bedeutungen in der Welt. Und kein anderes Lebewesen braucht das; nur wir.

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