Donnerstag, 10. April 2014

Am eignen Schopf.


 

Das Einzigwirkliche ist das “Dasein”, alias unser Erleben hier-und-jetzt.

Da wir aber mit der schlimmen Gabe der Vernunft geschlagen sind, können wir uns dabei nicht beruhigen. Wir müssen in Allem einen Sinn erkennen können; d. h. Etwas, das unser Erleben hier-und-jetzt so erscheinen lässt, als ob es darüber hinaus noch eine Daseinsweise “an sich”, außerhalb von Raum und Zeit hätte.

Das ist eine Fiktion, aber eine, auf die wir um unseres Seelenfriedens willen nicht verzichten können. “Moral ist die Zuordnung eines Augenblickszustandes unseres Lebens zu einem Dauerzustand”, sagt der Mann ohne Eigenschaften. Moral und Vernunft sind insofern dasselbe. Oder, wie Joh. Fried. Herbart richtig eingesehen hat: Jedes Wahrnehmen, das eo ipso von Beifall oder Missfallen begleitet wird, ist ein ästhetisches.

Diese Grundeinsicht: dass das Einsehen vor dem Erkennen, dass das Wertnehmen vor dem Wahrnehmen, dass das Ästhetische vor dem Faktischen kommt und dass Ethik lediglich ein Sonderfall von Ästhetik ist; und dass darum zum Beispiel ‘Bilden’ vor ‘Lernen’ rangiert – diese Grundeinsicht zu entwickeln und, so Gott will, zu popularisieren und womöglich im deutschen Bildungssystem geltend zu machen: dazu will ich ein Scherflein beitragen.


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