Donnerstag, 20. Juli 2017

Zum reinen Wollen gehört ein reiner Zweck.

Augsburger Allgemeine

Der letzte Grund, auf den die Wissenschaftslehre in ihrem ersten, analytischen Teil stößt, ist das Noumenon des Wollens-überhaupt. Aus dieser Triebkraft allein ist der wirkliche Gang der Intelligenz zu erklären (=der zweite, synthetische Gang der Wissenschaftslehre).

Wollen ist aber stets Wollen von Etwas, wollen setzt einen Zweck, an dem es sich bestimmen kann. Dem Nou-menon des Wollens-überhaupt steht daher das Noumenon eines Zwecks-überhaupt gegenüber. Sowenig wie jenes ist er aber bestimmt; er ist bestimmbar, und dieses unendlich. Zweck-überhaupt ist die nicht erschöpfba-re Idee des Absoluten, und der Gang der Intelligenz wäre ohne sie ohne Richtung und könnte eine Vernunft nie ergeben. 

aus Meine Emendation der Wissenschaftslehre.


Das ist kein rein-logischer Gewaltakt; nicht weil es den Begriff  Wollen-schlechthin geben kann, 'muss' es logi- scherweise den Begriff des Zwecks-schlechthin geben; und 'daher' müsse die Sache  'das Absolute' (in den Vor- stellungen) wirklich vorkommen.

Sondern im zweiten, rekonstruierenden Gang der Wissenschaftslehre ist das Wollen-schlechthin sachliche Be- dingung des Vorstellens. Das Was des Wollens ist das schlechthin Bestimmbare, das Zubestimmende. Das wirkliche Vorstellen ist immer nichts anderes als ein Fortschreiten in der Bestimmung - des Zwecks. Dieser Fortschritt geht ins Unendliche und der Zweck-schlechthin bleibt auf ewig unbestimmt, weil bestimmbar. Ob er als solcher im Bewusstsein tatsächlich vorkommt, ist unerheblich: Er kann vorkommen, wenn man will; darauf kommt es an.


20. 7. 17


Zum Grundbestand des bürgerlichen Weltverständnisses gehört nach allgemeinem Übereinkommen das Fort- schrittssprinzip. Es ist nach postmoderner Auffassung dessen Erbsünde. Es ist aber zugleich Folge und Bedin- gung seiner Vernünftigkeit.

Sofern nämlich Vernünftigkeit im Prinzip der Freiheit begründet ist. Freiheit ist die Unbedingtheit des Bestim- mens, und Bestimmen ist Charakter der Tätigkeit. Ist das Bestimmen unbedingt, so sind seine Möglichkeiten unerschöpflich: Wären sie einmal erschöpft, so würde es schließlich bedingt und wäre die längste Zeit frei gewe- sen. Tätigkeit ist unendlich perfektibel, das bedeutet die Fortschrittsidee. Eine perfekte Unendlichkeit ist aber ein Paradox. Fortschritt geschieht durch Fortschreiten. Käme er einmal zu Stande, so wäre die Freiheit erschöpft. 

Erschöpfte Freiheit, das war die Charakteristik der Postmoderne. 'Auf ihren Begriff gebracht' wurde sie durch Donald Trump.

24. 4. 19 


 
  

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