Freitag, 14. Juli 2017

Das Leben führen.



Dasein mit Tätigsein und Tätigsein mit Bestimmen gleichsetzen kann nur ein Lebensgefühl, das meint, in der Welt etwas besorgen zu müssen.

Das beginnt mit der christlichen Vorstellung vom Leben als einer weltlichen Pilgerfahrt. Der Erfolg ist nicht verbürgt, es kann scheitern. Die Gnade Gottes lässt sich nicht erwerben, ich kann mich ihrer höchstens würdig erweisen, indem ich mein Bestes versuche.


Die protestantische Ethik hat dann einen Auftrag zur weltlichen Karriere daraus gemacht, aber der Stachel saß einmal im Fleisch und sitzt dort bis heute.

Das ist nicht die Conditio humana selbst. Der antike Mensch fand seine Würde und Zufriedenheit viel eher in der Vita contemplativa, biós theorikós, in der Einsamkeit eher als in der Welt. Aus den mönchischen Einsiedlern des frühen Mittelalters wurden dann erwerbsfleißige Agrarindustrielle.

Die Vita activa und die ihr zugehörige Transzendentalphilosophie sind nicht überhaupt die passende Bewusst- seinsverfassung des christlichen Abendlands, sondern die es modernen Westens. Solange er die nicht aufgibt - und dazu gibt es keinen Anlass -, wird er dem Rest der Welt immer etwas fremd bleiben.





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