Montag, 4. Mai 2015

Zweck und Ursache.



Die Beherrschung unseres Bewusstseins durch den Kausalmythos schlägt sich nicht zuletzt auch darin nieder, dass wir dazu neigen, die historische Bedeutung eines Ereignisses ihm rückblickend als seine Zweckursache "zu Grunde" zu legen.

Dass unsere Vorfahren sich weiland auf ihre Hinterbeine aufgerichtet haben - sicher nicht als die einzige Gruppe ihrer Art, aber die einzige, für die es sich bewährt hat -, war "von vorne betrachtet" sicher nur ein Zufall. Dieser Zufall hat aber die Ausbildung des menschlichen Gehirns möglich gemacht. Und nachdem die Möglichkeit Realität geworden ist, sieht es so aus, als sei die Ausbildung der Vernunft der Zweck dieses 'Ur-Sprungs' gewesen. Die faktische Folge eines faktischen Ereignisses wird diesem Ereignis als seine 'Bedeutung' zugerechnet.

aus e. Notizbuch, im März 08


Nota. - Wie Kausalität nur eine verkehrte Teleologie ist, die sich erkenntnispraktisch allerdings bewährt hat, ist Teleologie nur eine verkehrte Kausalität. Sie hat einen erkenntnispraktischen Wert, wenn man sie regulativ, heuristisch auffasst und nicht konstitutiv und dogmatisch.
JE


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