Freitag, 29. Mai 2015

Wovon handelt Transzendentalphilosophie?


M. Sowa

Wenn die Transzendental- alias Kritische Philosophie nicht dazu taugte, im anthropologischen Feld die Spreu vom Weizen zu trennen, wäre sie überflüssig.

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Die Transzendentalphilosophie fragt nach der Bedingung der Möglichkeit.

Möglichkeit ist eine rein logische Kategorie; eine Kategorie eben.

Eine Bedingung kann dagegen auch real sein. Was die Transzendentalphilosophie als Bedingung aufgefunden hat, muss sich auch historisch auffinden lassen. Wenn die Bedingung real ist, ist die Möglichkeit logisch wirklich.

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Die Transzendentalphilosophie handelt von dem, was im Wissen vor sich ging, bevor es seiner bewusst wurde.

In ihr betrachtet sich das Wissen "von hinten und von vorn": Von hinten – a posteriori – als Reflexion; indem es sich bei seinem Tun zuschaut. [Bei Fichte: ideale Tätigkeit.]

Von vorn – apriori – als Spekulation; indem sie es re-konstruiert, 'wie es gewesen sein muss, bevor…' [Bei Fichte: reale Tätigkeit.]



Wenn wir von dem, was im Wissen vorging, bevor es von sich wusste, Erfahrung  haben können, brauchen wir keine transzendentale Spekulation.

Würde also die Hirnphysiologie empirisch beschreiben können, wie es geschieht, dass unser Meinen und Dafürhalten "zu sich selber kommt", so dass es seine Gültigkeit selber beurteilen kann, und wäre sie gar selber dieses Zusichkommen  – dann hätte sich die Transzendentalphilosophie erübrigt. Sie kann aber – im besten Fall – nur die neuronalen Prozesse beschreiben, in denen "etwas geschieht". Aber was geschieht, weiß sie nicht. Dazu muss sie einen Begriff von Denken, Meinen, Wissen bereits haben;  woanders her, nicht aus ihren Laboren.

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Das ist keine Sache der Tiefenpsychologie: dort kann es Erfahrungen geben, sogar (wenn auch nicht eindeutig) mitteilbare. Keine Erfahrung kann ich haben von meinem Denken, bevor ich es durch Symbolisieren festgestellt habe. Ich kann nur rekonstruieren, "wie es gewesen sein muß", indem ich es so beschreibe, wie es gewesen wäre, wenn es in unserer Welt stattgefunden hätte, als Schema. Das ist Transzendentalphilosophie. Kein Tatsachenerweis, sondern eine Sinnbehauptung. Ein endgültiger und "letzter Mythos" – die "Geschichte, die von dem spielenden oder abenteuernden oder bildnernden Ursubjekt handelt" (H. Blumenberg). 

irgendwann nach 2001





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