Wenn die
Transzendental- alias Kritische Philosophie nicht dazu taugte, im
anthropologischen Feld die Spreu vom Weizen zu trennen, wäre sie überflüssig.
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Die
Transzendentalphilosophie fragt nach der Bedingung der Möglichkeit.
Möglichkeit ist
eine rein logische Kategorie; eine Kategorie
eben.
Eine Bedingung
kann dagegen auch real sein. Was die Transzendentalphilosophie als Bedingung
aufgefunden hat, muss sich auch historisch auffinden lassen. Wenn die Bedingung
real ist, ist die Möglichkeit logisch
wirklich.
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Die
Transzendentalphilosophie handelt von dem, was im Wissen vor sich ging, bevor
es seiner bewusst wurde.
In ihr
betrachtet sich das Wissen "von hinten und von vorn": Von hinten – a posteriori
– als Reflexion; indem es sich bei
seinem Tun zuschaut. [Bei Fichte: ideale Tätigkeit.]
Von vorn –
apriori – als Spekulation; indem sie es
re-konstruiert, 'wie es gewesen sein
muss, bevor…' [Bei Fichte: reale
Tätigkeit.]
Wenn wir von
dem, was im Wissen vorging, bevor es von sich wusste, Erfahrung haben können,
brauchen wir keine transzendentale Spekulation.
Würde also die
Hirnphysiologie empirisch beschreiben können, wie es geschieht, dass unser
Meinen und Dafürhalten "zu sich selber kommt", so dass es seine Gültigkeit
selber beurteilen kann, und wäre sie gar selber dieses Zusichkommen – dann hätte sich die Transzendentalphilosophie
erübrigt. Sie kann aber – im besten Fall – nur die neuronalen Prozesse
beschreiben, in denen "etwas geschieht". Aber was geschieht, weiß sie nicht. Dazu muss sie einen Begriff von
Denken, Meinen, Wissen bereits
haben; woanders her, nicht aus ihren Laboren.
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Das ist keine
Sache der Tiefenpsychologie: dort kann es Erfahrungen geben, sogar (wenn auch
nicht eindeutig) mitteilbare. Keine Erfahrung kann ich haben von meinem Denken,
bevor ich es durch Symbolisieren festgestellt habe. Ich kann nur
rekonstruieren, "wie es gewesen sein muß", indem ich es so beschreibe, wie es
gewesen wäre, wenn es in unserer Welt stattgefunden hätte, als Schema. Das ist
Transzendentalphilosophie. Kein Tatsachenerweis, sondern eine Sinnbehauptung.
Ein endgültiger und "letzter Mythos" – die "Geschichte, die von dem spielenden
oder abenteuernden oder bildnernden Ursubjekt handelt" (H. Blumenberg).
irgendwann
nach 2001
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