Kykladen
Das wunderbarste, das ewige Phänomen, ist das eigene Dasein.
Das größeste Geheimnis ist der Mensch sich selbst – Die Auflösung
dieser unendlichen Aufgabe in der T a t ist die Weltgeschichte. – Die
Geschichte der Philosophie, oder der Wissenschaft im Großen, der
Literatur als Substanz, enthält die Versuche der idealen Auflösung
dieses idealen Problems – dieser gedachten Idee. Dieser Reiz kann nie
aufhören zu sein – ohne daß wir selbst aufhörten sowohl der Sache als
der Idee nach. So wenig also die Weltgeschichte aufhört – das Sein en
gros, so wenig wird das Philosophieren oder das Denken en gros aufhören.
Wenn man aber bisher noch nicht philosophiert hätte – sondern nur zu philosophieren versucht hätte – so wäre die bisherige Geschichte der Philosophie nichts weniger als dies, sondern nichts weiter als eine Geschichte der Entdeckungsversuche des Philosophierens.
Sobald philosophiert wird, gibt es auch Philosopheme, und die reine Naturgeschichte (Lehre) der Philosopheme ist die Philosophie. Jede Affektion schreibt der Mensch einer andern Affektion zu, sobald er zu denken anfängt.
(Jeder Gedanke ist – in Rücksicht auf seinen Grund – ein Philosophem, denn dies heißt einen Gedanken im Großen betrachten – in seinem Verhältnis zum Ganzen, an dem er ein Glied ist.)
So überträgt er den Begriff von Ursache, den er zu jeder Wirkung hinzudenken muß, zum Behuf einer Erklärung auf ein außer ihm befindliches Wesen – ohnerachtet er sich in einer andern Rücksicht zu der Überzeugung gezwungen fühlt, daß nur er selbst sich affiziere – diese Überzeugung bleibt aber trotz ihrer Evidenz auf einem höhern Standpunkt auf einem niederen, id est für den bloßen Verstand unbegreiflich – und der Philosoph sieht sich daher, mit voller Besonnenheit, eingeschränkt urteilen. Auf dem Standpunkt des bloßen Urteilens gibt es also ein Nichtich. Der geheimnisvolle Reiz für die Urteilskraft zu erklären, was auf diesem Wege ewig unerklärbar ist, bleibt also trotz der Übersicht des Philosophen, und muß, damit die Intelligenz bleibe, in alle Ewigkeit so bleiben.
Passiv fühlt sich demnach der Mensch nur auf der Stufe des bloßen Urteilens.
Begreifen werden wir uns also nie ganz; aber wir werden und können uns selbst weit mehr als begreifen.
Wenn man aber bisher noch nicht philosophiert hätte – sondern nur zu philosophieren versucht hätte – so wäre die bisherige Geschichte der Philosophie nichts weniger als dies, sondern nichts weiter als eine Geschichte der Entdeckungsversuche des Philosophierens.
Sobald philosophiert wird, gibt es auch Philosopheme, und die reine Naturgeschichte (Lehre) der Philosopheme ist die Philosophie. Jede Affektion schreibt der Mensch einer andern Affektion zu, sobald er zu denken anfängt.
(Jeder Gedanke ist – in Rücksicht auf seinen Grund – ein Philosophem, denn dies heißt einen Gedanken im Großen betrachten – in seinem Verhältnis zum Ganzen, an dem er ein Glied ist.)
So überträgt er den Begriff von Ursache, den er zu jeder Wirkung hinzudenken muß, zum Behuf einer Erklärung auf ein außer ihm befindliches Wesen – ohnerachtet er sich in einer andern Rücksicht zu der Überzeugung gezwungen fühlt, daß nur er selbst sich affiziere – diese Überzeugung bleibt aber trotz ihrer Evidenz auf einem höhern Standpunkt auf einem niederen, id est für den bloßen Verstand unbegreiflich – und der Philosoph sieht sich daher, mit voller Besonnenheit, eingeschränkt urteilen. Auf dem Standpunkt des bloßen Urteilens gibt es also ein Nichtich. Der geheimnisvolle Reiz für die Urteilskraft zu erklären, was auf diesem Wege ewig unerklärbar ist, bleibt also trotz der Übersicht des Philosophen, und muß, damit die Intelligenz bleibe, in alle Ewigkeit so bleiben.
Passiv fühlt sich demnach der Mensch nur auf der Stufe des bloßen Urteilens.
Begreifen werden wir uns also nie ganz; aber wir werden und können uns selbst weit mehr als begreifen.
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Novalis, Neue Fragmente N°2149, aus: Projekt Gutenberg
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