Eine rein theoretische Philosophie, die eruiert, wie die Welt beschaffen ist, müsste doch früher oder später die Frage beantworten, wie es die Welt anstellt, in das Subjekt hineinzukommen, denn nur in der Antwort darauf kann sich die ganze theoretische Vorarbeit rechtfertigen.
Um das Subjekt kommt man also auch in diesem Fall nicht herum. Wenn es schon nicht der erste Anfang ist, müsste es immer noch der zweite Anfang sein.
Es gibt zwei Möglichkeiten, das Subjekt als sein Objekt bestimmendes – und nur so ist es Subjekt – aufzufassen.
Erstens als Bedürfnis, das in sich aufnimmt. Zweitens als Drang, der aus und über sich hinaus will. (Denn eine homöostatische Nullsumme, wo Input und Output sich ausgleichen, wäre kein Subjekt.) Und beides gilt sowohl, wenn ich das Subjekt bloß als Intelligenz, als wenn ich es als ganze Physis auffasse.
Insofern trifft jede Erste Philosophie, wo immer sie anfängt, eine anthropologisch-theoretische und ipso facto eine praktisch-transzendentale Vorentscheidung. Und so auch die Wissenschaftslehre. Sie versteht das Subjekt apriori als Drang nach außen.
Die Alternative ist nicht: 'Dogmatismus oder Idealismus'; der Dogmatismus kann unser Wissen vom Objekt ja nicht erklären. Die allein mögliche - idealistische - Alternative ist vielmehr:
das Ich als ein sich-Setzendes
oder
das Ich als ein Reinziehendes.
Mit andern Worten, das praktische Prinzip kommt vor dem theoretischen.
*
An aller postmoderner Denkelei, angefangen bei Michel Foucault,* fällt auf, dass sie das Wesen des Menschen ebenso sorgfältig meiden, wie sie ihre Voraussetzungen vertuschen. Und doch liegt ihnen allen so verstohlen wie entschieden ein Menschenbild zu Grunde – das Ich, das Ansprüche stellt, Bedürfnisse hat und Erlebnisse braucht; ein forderndes, ein zehrendes Subjekt. Seine Objekte 'selber setzend' durchaus – aber nur als die ihm zu-stehenden, ihm an-gemessenen, ihn befriedigenden. Seine Tathandlung ist Einverleiben und Assimilieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen