Dienstag, 6. Juni 2017

Was Vernunft eigentlich ist.



Die Wissenschaftslehre ist also der Versuch eines vernünftigen Wesens, sich sein Bewusstsein zu erklären. Zu verstehen, was es ist, nämlich wie es verfährt. Nicht, wie es geworden ist: Enstanden ist es einmal, nun habe ich damit zu tun, wozu es geworden ist. Heute verfährt es so, als sei es immer so verfahren. Ich muss es auffassen als ein Ganzes: ein System.

Es mag wohl sein, dass unser Gehirn tatsächlich wie ein System funktioniert. Aber darum geht es bei der Vernunft nicht. Da geht es darum, sie aus sich selbst zu erklären: aus ihren eigenen Voraussetzungen und ohne auch nur in einem Moment einen äußeren Beitrag in Anspruch zu nehmen: Wer die Vernunft nicht immanent erklärt, erklärt sie gar nicht. Vernünftig ist dabei nicht, dass kausal eines aus dem vorigen folgt, sondern dass sich eine Richtung ergibt, weil sie einen Zweck anstrebt. Vernünftig ist daran, dass sie jederzeit urteilt, welcher Zweck gelten soll.

Ihre Voraussetzung ist das Noumenon eines unbestimmt-bestimmbaren Wollens-überhaupt, am Zielpunkt muss folglich das Noumenon eines unbestimmt-bestimmbaren Zweckes-überhaupt stehen. Nur so ist Vernunft als System möglich. 

Dass ein Bewusstsein sich als schlechterdings wollend auffasst; dass ein Bewusstsein sich als vernünftig be- greift; dass ein Bewusstsein sich als schlechterdings zielgerichtet bestimmt: das alles bedeutet dasselbe. Ob aber diese Bedingungen gegeben sind, ist eine Frage an die historische Realität

Dass sie jedoch sein soll, folgt aus ihr, sobald sie möglich geworden ist.







Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.   

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