Montag, 2. Mai 2016

Das Wesen des Christentums.



Das Abendländische am Abendland ist Reflexion. Sie ist das auszeichnende Charakteristikum des westlichen Kultur.

Der morgenländische Weise versenkt sich in der Anschauung und hört auf, er selbst zu sein; wird Eins mit dem Angeschauten und taucht daraus nicht wieder auf. Das ist sein Ideal.

Die Besonderheit des Christentums ist, dass Gott Mensch geworden ist. Als Sohn schaut er den Vater an - durch das Auge des Heiligen Geistes; durch ihn sind sie geschieden und vereint. 

Als Schöpfer war Gott - der Gott der Juden - real tätig. Er war; schlechthin. Aber er wusste es nicht. Als menschgewordenes Geschöpf wird er ideal tätig: Er schaut sich an. 

Mensch geworden ist er aus absoluter Freiheit. Er ist es geworden, aber auch geblieben. Dass er Mensch wurde, geschah aus Freiheit, aber seit er Mensch ist, ist er gebunden.

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Die Dreifaltigkeit macht das Christentum unter den Religionen einzig; macht es nicht bloß 'anders', sondern hebt es von jenen ab. Die eigentliche Entstehung der christlichen Religion waren die christologischen Kämpfe des vierten bis siebten Jahrhunderts, und sie wurden so heftig geführt, weil es zugleich die Grundsteinlegung des Abendlands war: einer Kultur, deren idealer Ziel- und Endpunkt nicht die Verschmelzung im Einen, sondern deren Beweggrund die unendliche Reflexion ist.

 
Das ist eine historische Feststellung. Man muss weder Christ sein noch an einen Gott glauben, um dahin zu kommen.








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