Freitag, 27. November 2015

Hypothese und Fiktion.


Was ist denn nun das Absolute? – Es ist mein Maß, mehr ist darüber nicht zu sagen; denn wäre es durch Merkmale zu beschreiben, wäre es nicht absolut, sondern bedingt.

Schon 'mein' Maß ist zuviel gesagt, ich müsste mein in Klammern setzen: Es ist (mein) Maß. Da ist ein Un-gleichgewicht, das Gemessene kann hier nicht sein ohne das Maß, wohl aber das Maß ohne zu Messendes. Ich bin ich nur, sofern ich vernünftig bin. Wir gehören enger zusammen als Schuh und Absatz.

Der persische Sufi Mansur al-Halladsch wurde 922 in Bagdad wegen seiner Ketzereien gekreuzigt; darunter die berühmteste, der Satz: Anâ l-haqq, 'Ich bin Wahrheit.' Das war anmaßend, doch skandalös wurde es, weil al-haqq einer der Namen – der einundfünfzigste – Gottes ist; seinen wahren Namen, den sozusagen absoluten, dürfen Muslime wie Juden nicht aussprechen.

Sagbar ist so etwas nur im Moment mystischer Entrückung; die aber steht unter Meister Eckharts Anweisung: Halt nach dir selber Ausschau, und wo du dich findest, da lass von dir ab.

Mit theoretischer Philosophie hat das nichts zu tun. Die muss beim Absoluten Halt machen. Bis hinein kommt sie ebensowenig wie die Kosmologie in den Urknall. Doch während jener eine Hypothese ist und noch nicht alle Hoffnung vergebens, ist dieses eine Fiktion.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen