Montag, 21. Oktober 2013

Wissenschaftlichkeit, Begründung, Mitteilbarkeit, Diskursivität...

Sebastian Bremer, pixelio.de

'Wissenschaft' unterscheidet sich von andern Weisen des Meinens darin, daß sie ein auf seine Grnde hin berprüftes Wissen ist... Die Überprfbarkeit ("Falsifizierbarkeit", nach Popper) ist ihr kardinaler pragmatischer Unterschied zu anderem Meinen: Sie ist Bedingung der Mitteilbarkeit. Nur wenn mein Wissen auf 'Gründen' beruht, kann ich es einem andern ver"mitteln": ihm die Gültigkeit meines Wissens "andemonstrieren"! Ich muß in der Begrndungskette meines Wissens einen 'Punkt' ausmachen, der dem andern bereits 'als gewiß bekannt' ist (Wittgenstein). Daran kann ich anknüpfen und aus ihm Schritt vor Schritt mein Wissen "her leiten". Daher sind die Sätze 'Wissenschaft ist begründetes Wissen' und 'Wissenschaft ist diskursives Denken' [nicht umkehrbar] gleichbedeutend. D.h. wirkliche Wissenschaft ist schlechterdings nie "voraussetzungslos", sondern argumentiert immer ex concessis; denn "irgendwo muß man ja anfangen". [nach Kant: wirkliches Wissen ist immer dogmatisch; aber noch lange nicht dogmatistisch]

Das heißt aber auch, daß 'wissenschaftliches Denken' die Gegebenheit von Wissenschaft als einer kulturellen Dimension (gesellschaftliches Institut) allbereits voraussetzt; d.h. die Vorhandenheit einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Denn wenn mein Anderer, dem ich das Wissen, das ich selber 'eingesehen' habe, andemonstrieren will, mir bereits solche 'Gründe' konzediert, die lediglich plausibel sind, dann enthebt er sich und ipso facto mich der Prüfung (wiss.: Begründung) der einander zugebenen Grnde; so ist das vielleicht immer noch 'wahres' Wissen; aber nicht Wissenschaft: Wissenschaftlichkeit ist eine Weise der Darstellung - Darstellung "für" einen Andern (und wenn der 'Andre' auch ich selbst: mein kritisches Alter ego wäre...) 

aus e. Sudelbuch; 7. 6. 92




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