'Wissenschaft'
unterscheidet sich von andern Weisen des Meinens darin, daß sie ein auf seine
Grnde hin berprüftes Wissen ist... Die Überprfbarkeit
("Falsifizierbarkeit", nach Popper) ist ihr kardinaler pragmatischer
Unterschied zu anderem Meinen: Sie ist Bedingung der Mitteilbarkeit. Nur wenn
mein Wissen auf 'Gründen'
beruht, kann ich es einem andern ver"mitteln": ihm die Gültigkeit meines Wissens
"andemonstrieren"! Ich muß in der Begrndungskette meines Wissens einen 'Punkt' ausmachen, der dem
andern bereits 'als gewiß bekannt' ist (Wittgenstein). Daran kann ich anknüpfen und aus ihm Schritt vor Schritt
mein Wissen "her leiten". Daher sind die Sätze 'Wissenschaft ist begründetes Wissen' und 'Wissenschaft ist
diskursives Denken' [nicht umkehrbar] gleichbedeutend. D.h. wirkliche Wissenschaft ist
schlechterdings nie "voraussetzungslos", sondern argumentiert immer
ex concessis; denn "irgendwo muß man ja anfangen". [nach Kant:
wirkliches Wissen ist immer dogmatisch; aber noch lange nicht dogmatistisch]
Das heißt aber auch, daß 'wissenschaftliches Denken' die Gegebenheit von Wissenschaft als einer
kulturellen Dimension (gesellschaftliches Institut) allbereits voraussetzt;
d.h. die Vorhandenheit einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Denn wenn mein
Anderer, dem ich das Wissen, das ich selber 'eingesehen' habe,
andemonstrieren will, mir bereits solche 'Gründe' konzediert, die lediglich plausibel sind, dann
enthebt er sich und ipso facto mich der Prüfung (wiss.: Begründung)
der einander zugebenen Grnde;
so ist das vielleicht immer noch 'wahres' Wissen; aber nicht Wissenschaft:
Wissenschaftlichkeit ist eine Weise der Darstellung - Darstellung "für" einen Andern (und wenn der 'Andre' auch ich selbst: mein kritisches Alter ego wäre...)
aus e. Sudelbuch; 7.
6. 92
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