Die Wissenschaftslehre ist das Schema – modern: theoretische Modell – eines tatsächlichen Denkens, sofern es als vernünftig gelten soll. Aber das ist erst die halbe Miete; bleibt immer übrig das hermeneutische Problem, ein tat- sächliches Denken so zu deuten, dass es dem Modell entspricht; oder eben nicht.
Mit andern Worten, die Wissenschaftslehre ist nach ihrem Abschluss so kritisch wie an ihrem Anfang.
10. 6. 17
Die Transzendentalphilosophie findet vor und macht zu ihrem Gegenstand ein gewordenes, historisch wirk- liches System der Vernunft (in Kants Vorstellung: die Newton'sche Physik). Dieses untersucht sie nach den aus- gesprochenen und unausgesprochenen Voraussetzungen, auf denen es beruht. Was Kant angefangen hat, hat Fichte fortgesetzt. Doch zum Abschluss hat auch er es nicht gebracht; der Atheismusstreit hat ihn von seinem Wege abgelenkt.
Die Wissenschaftslehre ist seither zweierlei: zum einen das 'ins Unendliche zu vollendende' System der Transzenden- talphilosophie; zum andern der sichere Boden, von dem aus die Kritik einer jeden Wissenschaft Tag für Tag neu beginnt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen