Dienstag, 21. Mai 2019

Reflexion ist immer dabei.

uschi dreiucker, pixelio.de

Unterscheiden zwischen 'der Sache' und ihrer 'Bedeutung' ist Reflexion. Es setzt voraus, dass die Bedeutungen der Sachen nicht schlechterdings gegeben sind, sondern erfragt werden mussten. 

Die Emergenz der Reflexion ist also nicht verschieden von der Emergenz der Vorstellung selbst. Nämlich von der Anschauung, die von der Einbildungskraft als diese fixiert und ins Gedächtnis aufgehoben wurde. Die Vor- stellung verdoppelt die Sache zu einem Bild der Sache, das von ihr unterschieden und unter einem Zeichen archi- viert werden kann. Das wiedergefundene Bild bedeutet die Sache. 

Es handelt sich um ein und denselben Vorgang. Die verschiedenen Worte, mit denen wir ihn beschreiben, be- zeichnen verschiedene logische, aber nicht Zeitmomente - nicht eins nach dem andern, sondern je in dieser oder anderer Hinsicht.

Und ist der elementare Akt des Bildens einmal gelungen, lässt er sich prinzipiell allezeit wiederholen. Vom Bild lässt sich nun wiederum ein Bild machen, und immer so fort. Die Reflexion schläft nie. Sie schlummert höch- stens mal, aber sie ist immer dabei.

13. 9. 2013 


Nachtrag. Reflektieren ist nichts anderes, als was alle unsere Tätigkeit ist: Bestimmen. Es ist "immer dasselbe", doch indem es mal an diesem, mal an jenem schon erreichten Punkt der Bestimmtheit ansetzt, ist es eben nicht dasselbe, nämlich materialiter nicht.

Und es geschieht immer aus Freiheit: Ich hätte es jedesmal ebensogut auch unterlassen können. Der moderne bürgerliche Mensch ist in eine ganze Welt schon bestimmter Bedeutungen hineingeboren, die ihm selbstver- ständlich geworden sind. Mit andern Worten, er reflektiert habituell. Und doch mit Freiheit! 

Er müsste den unbedingten Reflex zwar willentlich unterdrücken, um die Reflexion und ihre gewohnten Bah- nen zu umgehen. Das aber kann er. Es ist nichts anderes als das absichtliche sich-Versetzen in das, was Schiller den ästhetischen Zustand nennt. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, aus der gattungsmäßigen Denk- und Vor- stellungsroutine auszubrechen. Mit ein wenig Einbildungskraft (Die haben wir.) können wir das Gegebene set- zen als noch nicht bestimmt, und dadurch wird es ästhetisiert. Der ästhetische Sinn ist das Unterpfand transzen- dentaler Freiheit.



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