Mittwoch, 1. Mai 2019

Freiheit heißt absolut anfangen.

jacque watkins

Da wir hier nun die Freiheit vor aller Anschauung und als Bedingung aller Möglichkeit des Bewusstsein und der Anschauung aufstellen wollen, so müssen wir dies erst durch das Bewusstsein hinzugekommene Fremdartige absondern; und sonach bleibt nichts übrig als Absolutheit. Aber Absolutheit lässt sich nicht einmal denken, wenn wir nicht etwas Empirisches hinzutun, das aber der Reinheit keinen Abbruch tut, nämlich die Reihe der Dependenz in der Zeit, und Freiheit wäre das Vermögen, absolut anzufangen.

Wir dürfen nicht die Freiheit an die Reihe, sondern die Reihe an die Freiheit knüpfen. So haben wir ein abso- lutes Erstes, die Freiheit anzufangen. ...

Diese Freiheit soll bestimmt sein, eine Richtung haben, würde heißen: Das Vermögen, absolut anzufangen, hat eine bestimmte Richtung. Die Freiheit kann gerade dies (ein bestimmtes Y) als erstes Glied setzen; so bleibt das Vermögen des absoluten Anfangs und die Beschränktheit.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 228  


Nota I. - Das Absolute kann nicht gedacht werden, denn gedacht werden kann nur Bestimmtes; wäre es aber bestimmt, wäre es nicht absolut. Gedacht werden kann allenfalls dasjenige, was es selber bestimmt hat: die von ihm begonnene Kausalreihe. Nicht als Bestimmtes, doch auch nicht als Bestimmendes kann es gedacht werden - sondern nur als das, was vor dem Beginn der Reihe angenommen werden muss. Ein Akt der Freiheit kann, wie gesagt, nicht begriffen werden.  

16. 7. 17.

Nota II. -  So ist es mit dem Raum, so ist es mit der Zeit: Vorstellen kann ich sie mir als unendlichen Verlauf, aber denken kann ich sie nur, wenn ich einen Punkt setze, an dem sie beginnen; doch so erhalten sie von Anbeginn eine Richtung: vor dem Punkt, nach dem Punkt. An dem Mittel-Punkt denke ich mich, wenn ich's auch vielleicht nicht bemerke.

Wenn ich den Anfang denke, kann ich ihn nicht anders denken, als wenn ich ihn gemacht hätte. Das ist das Kreuz mit der Reflexion: Sie muss sich immer sich-selbst voraussetzen. Der dialektische Schein lässt sich nicht anders ver- meiden, als indem man das Reflektieren vermeidet. Das geht, aber es geht nicht lange gut.
JE

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