Es wird nicht behauptet, zuerst hätten die Menschen einen reinen Willen, danach würde er durch mannigfaltige dialektische Operationen zu einem empirischen.
Hier geht es immer um die Erklärung des Bewusstseins aus der wirklichen Vorstellungstätigkeit. Das Grund- schema ist immer dies: Ich finde mich als dieses oder jenes tuend oder getan habend. Ich muss daraus schlie- ßen, dass ich es gekonnt habe. Diese Anschauung wird mir zum Begriff eines Vermögens.
So muss der wirklich Wollende seinem wirklichen Wollen die Fähigkeit zum Wollen voraussetzen: Die konkrete Vorstellung ist nicht ohne die reflexive Hypostase der abstrakten Vorstellung "möglich"; d. h. möglich ist sie schon, solange ich nicht denke; wenn ich aber denke, muss ich so denken.
7. 6. 17
Ich werde nicht müde, es zu wiederholen: In der transzendentalen Auffassung, als Noumenon, ist das reine Wollen als das höchste Bestimmbare aufgefasst, denn es ist von Allem das allererste. Weil es aber reines Wollen ist, wird seine Bestimmbarkeit und das Übergehen zur Bestimmtheit nie zu einem Schluss kommmen, das Be- stimmen geht ins Unendliche fort. Den fiktiven Zielpunkt kann oder muss ich sogar mir denken als das Eine Absolute, Zweckbegriff an-sich als Gegenstand des Wollens an-sich; Noumena alle beide.
In der transzendentalen Analyse ist das Wollen das letzte Aufgefundene, in der synthetischen Rekonstruktion ist es das erste Vorauszusetzende. In der Realität kommt das Denken - "Deliberieren" - vor dem Wollen, em- pirisch ist das Wollen immer schon bestimmt als das Wollen von diesem oder jenem, erst in der transzendenta- len Reflexion scheint auf, dass es dem Denken noumenal immer schon zu Grunde lag.
3. 6. 17
Einen Schluss wird das Bestimmen des Wollens nicht finden. Aber einen Sprung muss es finden, um an der entscheidenden Stelle fortgehen zu können: Es muss real werden, real nicht nur im Sinne des realen Vorstellens - von nichts anderem war bislang ja die Rede; sondern real im Sinne einer Wirkung in der Sinnenwelt (und nicht anders kann es real werden auch für andere vernünftige Wesen). Der Sprung ist der Übergang von einem Zwecksetzen 'an sich' - das lediglich vorstellbar ist - zum Setzen eines bestimmten Zwecks, nämlich eines Zwek- kes, der realisierbar ist in Raum uund Zeit: Das ist es ja, was eingangs als Vernunft verstanden wurde und was die Wissenschaftslehre analysiert hat und rekonstruieren will.
In die Sinnenwelt war die reell vorstellende Tätigkeit in der bisherigen Rekonstruktion noch nie vorgestoßen. Wie käme sie jetzt dazu?
Aus ihr selber kann der Anstoß nicht kommen, denn noch weiß sie nichts von der sinlichen Welt. Es muss ein Antoß von außen kommen. Es muss eine Aufforderung an sie ergehen, von einem vernünftigen Wesen gewiss, aber von einem, das schon in der Sinnenwelt steht. Es ist die schon verwirklichte Reihe vernünftiger Wesen, die das bislang bloß-vorstellende Ich auffordert, es ihnen gleichzutun und in der Sinnenwelt reale Zwecke zu verfolgen.
JE
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