Dienstag, 7. Mai 2019

Qualität und Wille.


Qualitäten sind die Spuren, die das Wollen am Stoff hinterließ: Es infizierte ihn mit Absichten, aus denen seine Formen werden.

Qualitäten sind nur da für einen, der sie schätzt und wertet. Für den Stoff selbst gibt es sie nicht. Er ist lediglich an-sich. Qualität ist das, was gemeint ist. Und erst im Verhältnis dazu gewinnt der Stoff seine Form, an der die Qualitäten aufscheinen. Ihr Schein ist anschaubar, die Qualität selber ist es nicht. (Das Naturschöne ist ein Ab- kömmling des Kunstschönen: Es sieht so aus, als ob es einer beabsichtigt hätte.)


2. 8. 17


Dass etwas 'da ist', ist unabhängig von meinen Absichten. Es affiziert mich gegebenenfalls ohne mein Einver- ständnis oder gar zu meinem Verdruss; also zum Beispiel, weil der Stein in Schuh mich drückt. Dann mag ich ihn rausholen, und die Sache ist erledigt. Er kann auch bizarr geformt sein, dann sehe ich ihn mir eine Weile an, und er kann, aber das ist ganz unwahrscheinlich, sich als ein Diamant erweisen. Das alles sind Bezüge auf Ab- sichten, die ich habe oder haben könnte. Durch sie wird der Stein zu diesem. Sie sind es, die den Stein für mich ausmachen.

Ich habe allerhand Absichten, manche berühren, verstärken oder durchkreuzen einander. Sie stehen in einem Verhältnis zu einander - so wie die Qualitäten, die ich am Stein geschätzt oder missbilligt habe. Aus diesen Ver- hältnissen gehen Begriffe hervor, die mehr sind als bloße Namen; sie zeigen an, was nicht nur ich, sondern auch ein anderer (der mit mir selbst in einem Verhältnis steht) mit ihnen anfangen kann; was wir mit ihnen an- fangen, und was wir miteinander anfangen können. 

Für all dies ist es nötig, dass die Dinge erst einmal da sind. Aber wenn ich keine Qualitäten an ihnen finde, sind sie ohne Bedeutung.


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