Mittwoch, 4. Juli 2018

Wissen ist nicht, sondern geschieht - als Übergehen.

Renate Tröße, pixelio.de

Das Absolute kann nicht Begriff werden (d. h. es muss zuerst Begriff werden; und "erscheint" in der Vernichtung des Begriffs) 

Die WL handelt nicht von den Gegenständen des Wissens, sondern vom Wissen selber - abgesehen von den Gegenständen, die in ihm vorkommen.

So wird ihr das Wissen zunächst selber zu einem Gegenstand, "Begriff": das 'Wissen vom Wissen'. Es hat unter der Hand wieder eine Verdoppelung stattgefunden: Wir "haben" erneut nicht 'das Wissen selbst', sondern ein Bild des Wissens; als einen gewussten Gegenstand, nicht aber als das Wissen selbst, welches wir doch "einsehen" wollten; aber als ein nicht-objektiviertes; nicht-objektives; sondern als ein 'lebendiges'. Das heißt, wir suchen einen wissbaren Gegenstand, der aber nicht gegenständlich werden darf, weil anders er nicht das Wissen selbst, sondern wieder nur ein Gewusstes sein kann.

Soll also das Wissen selbst gewusst werden, muss es uns zu einem Gegenstand (Bild, Begriff) werden, was eben das Falsche ist; aber unumgänglich. Das Wissen selbst erscheint erst hinter seinem Bild - nachdem ich mir ein Bild gemacht und das Bild als... Falsches eingesehen und vernichtet habe; erscheint das, 'was' ich im Begriff abge- bildet habe, und was "übrigbleibt", wenn ich den Begriff von ihm abziehe; erscheint spezifisch als das Nicht-Be- griffene!

aus e. Notizbuch, 7. 6. 92


Nachtrag. - Bei Schelling irgendwo: "Was im Begriff dargestellt ist, ruht." 'Wissen' ruht schlechterdings nicht, sondern ist überhaupt erst, wenn es aktiv ist. Die ästhetische Betrachtung ruht; darum ist sie auch kein Wissen. Wissen ist Anteil-Nahme. Betrachtung ist gar keine Nahme, sondern - Betrachtung; ganz von draußen.

26. 11. 13 

 
Berichtigung. Gott ja, ich war auch damals schon klug; aber heute bin ich klüger. Der spezifische Gegenstand der Wissenschaftslehre ist nicht das Wissen, sondern die Vernunft; wo von Wissen die Rede ist, ist nämlich immer das Wissen der Vernünftigen gemeint, was banal klingt, weil das Meinen der Unvernünftigen nur Wähnen ist. Die Wissenschaftslehre behandelt die Frage, welches Meinen als vernünftig gelten und darum Wissen heißen darf. Mit einem Unbestimmten, Absoluten fängt sie allerdings an. Doch zum Begriff - nämlich zu einem sei es nur transito- risch Bestimmten wird es keinen Moment, sondern wird vielmehr als ein sich sponte sua selbst-Bestimmendes nicht begriffen, sondern angeschaut. Es wird ihm dabei zugeschaut, wie es sich selbst bestimmt.

Obiges ist vielmehr eine Spielerei in Hegel'scher Manier: muss zuerst als Begriff gefasst werden, um "in der Ver- nichtuung des Begriffs" zu erscheinen. Das ist rhetorischer Hokuspokus, bei dem sich nichts denken lässt. Das ist Dialektik als jene Vogelscheuche, die arglosen jungen Leuten auf Schulungsabenden den Kopf verdrehen sollte.

Summa summarum: 'Das Wissen' wird in der Wissenschaftslehre niemals Begriff oder auch nur Bild; es kommt als solches gar nicht vor. Was vorkommt, ist wissen in der Verlaufsform; nämlich als Übergehen vom Berstimmbaren zum Bestimmten. Von etwas Anderm handelt sie gar nicht. Bestimmbares und Bestimmtes kommen als termini in ihr zwar vor; doch iht Thema ist das Übergehen.
JE

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